Weiter geht es mit unserer Berichterstattung über unsere Portugalreise im Jahre 2018. Im zweiten Teil des Berichtes erzählen wir euch, wie wir in Nordportugal plötzlich vor Sacré-Cœur standen, wie in Porto die Cholesterinkatastrophe über uns hereinbrach, wie schmerzhaft eine Stadtbesichtigung in Porto auf den eigenen zwei Beinen ist und wie dem Portugiesen Fische ins Netz gehen. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen.
Viana do Castelo
Zum Abschluss des ersten Teils sind wir ja heil in Viana do Castelo im Norden an der Costa Verde angekommen und haben den Abend bei leckerem Fisch und einer nicht näher zu benennenden Anzahl von Gläsern Wein genossen. Anderntags waren wir recht früh auf den Beinen, kann ja mal passieren. Zuerst setzten wir uns nach dem Frühstück ins Auto, denn oben auf dem Berg sollte es eine sehenswerte Kirche geben. Und plötzlich fühlten wir uns fast wie in Paris: Die Santuário de Santa Luzia (Basilika) ist eine etwas kleiner geratene Kopie von Sacré-Cœur in Paris. 1904 begann man, diese Kirche zu bauen, fertiggestellt wurde sie aber erst 1959. Die Gründe für die Verzögerungen kennen wir nicht. Von hier oben hat man auch einen schönen Panoramablick auf Viana do Castelo, die Küste und das Umland.
Zurück im Ort war ein Spaziergang im Ort mit Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme angesagt. Geparkt haben wir auf einem Parkplatz am Ufer des Rio Lima, denn wir waren zu faul, vom Hotel wieder in die Stadt zu latschen, was ja am Abend eh wieder bevorstand. Zunächst ging es vorbei am Hospitalschiff Gil Eannes. Gebaut wurde es in den 50er-Jahren in Viana do Castelo und es unterstützte die Fischfangflotte in Neufundland. Anstatt es zu verschrotten, restaurierten die Portugiesen das Schiff nach seinem ersten Leben und nun erinnert es an die Geschichte des Kabeljaufangs in der Region. Sämtliche Teile des Schiffes können besichtigt werden, von den Operationssälen bis hin zum Maschinenraum.
Weiter ging es in die Altstadt. Viana do Castelo hat nur ca. 90.000 Einwohner. Damit ist die Altstadt recht kompakt und in überschaubarer Zeit zu erkunden. Aber das lohnt allemal: Alte Kirchen, schöne alte Gebäude, attraktive Plätze, lokale Geschäfte jedweder Couleur und nette Cafés machen den Aufenthalt kurzweilig. Nicht entgehen lassen solltet ihr euch die Kirche (Igreja) Santa Casa Da Misericórdia am Praça da República. Ihr unscheinbares Äußeres lässt nicht erahnen, was euch nach dem Betreten erwartet: Ein mit viel Blattgold und unzähligen, typisch portugiesisch Fliesen (Azulejo) gestalteter Innenraum. Den lächerlich niedrigen Eintritt von 1 € pro Person solltet ihr unbedingt investieren.
Das Abendessen in Viana do Castelo war durchwachsen, der Fleischeintopf sehr trocken. Aber dagegen kann man ja was tun und, wenn man es nicht übertreibt, anschließend auch gut schlafen.
Die Küste bei Viana do Castelo
Viana do Castelo selbst besitzt keinen größeren Strand. Diese befinden sich südlich auf der anderen Seite des Rio Lima. Sie sind im Regelfall über Holzstege zu erreichen, die zum Schutz der Dünen angelegt wurden. Oftmals ist der Zugang zum Wasser etwas felsig, was für den Fotografen schöne Motive ermöglicht. Wir besuchten den Praia da Amorosa in Amorosa. Auch im Sommer an den Werktagen sind die Strände nicht allzu voll, da die Region um Viana do Castelo glücklicherweise touristisch noch nicht so sehr erschlossen ist. Am Wochenende sind aber zahlreiche Besucher aus dem nahen Porto anzutreffen.
Esposende
Unser Reiseführer empfahl auch einen Besuch von Esposende. Also fuhren wir hin, aber auch schnell wieder weiter. Außer der Kirche im Ort haben wir keinen Punkt gefunden, der uns ansprach. Allerdings gibt es in Esposende und Umkreis schöne Strände am Atlantik.
Apúlia
Schon die ganze Nacht in Viana do Castelo hatte es geblitzt, gedonnert und geregnet. So erreichten wir einen in Nebel gehüllten Praia de Apúlia und die Attraktivität des Strandes konnten wir nur erahnen. So verzichteten wir auf die Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor 30 und auf Badehose bzw. Bikini. Stattdessen gab es einen leckeren Galão an der Strandbar und es ging alsbald weiter.
Vila do Conde
Die nächste Etappe führte uns nach Vila do Conde. Wir erreichten den Ort im Regen und im Dunst. Sagen wir mal so: In dem Städtchen gibt es das ein oder andere nette Gebäude, aus größerer Entfernung extra anfahren muss man den Ort aber nicht. Erwähnenswert ist der fast 6 km lange Sandstrand, der bis zur Mündung des Flusses Ave reicht.
Porto
Dann endlich ist Porto am Nachmittag erreicht. Unser Hotel, das Trindade Hotel, liegt zentral und ist eine gute Basis für die Ausflüge innerhalb der Stadt. Das Auto wurde in einer öffentlichen Tiefgarage untergebracht. Die Nacht wurde vom Hotel gesponsert, den Tag bezahlten wir, so hielten sich die Kosten für drei Tage in Grenzen. Den Rest des Tages machten wir erst einmal eine Schnuppertour durch Porto, das strukturierte Erkunden war für die beiden folgenden Tage vorgesehen. Wir entdeckten bereits ein paar schöne Örtlichkeiten, die wir dann am nächsten Tag genauer betrachten wollten. Außerdem sollte am Folgetag die Sonne scheinen, was sie auch tat, und das ist besser für die Fotos.
Am Abend gab es in einem schon lange existierenden Restaurant - den Namen haben wir vergessen - eine Spezialität aus dem Raum Porto: Francesinha, was soviel wie kleine Französin bedeutet. Die Köstlichkeit besteht es aus Toastbrot, gekochtem Schinken, der Chorizo ähnelnden Linguiça und einem Steak. Übergossen wird das Ganze mit geschmolzenem Käse sowie einer heißen Sauce aus Tomaten, Bier und Senf, die noch mit Brandy und Weißwein (Vinho Verde) verfeinert wird. Diese Cholesterinkatastrophe, wie sie die Süddeutsche Zeitung nennt, bzw. dieses Grauen für jeden Kardiologen (Die Zeit) schmeckt einfach köstlich und macht pappsatt.
Am nächsten Morgen starteten wird dann zu einem knapp 18 Kilometer langen Fußmarsch durch Porto. Es geht bergauf und bergab, am Abend weiß man, was man getan hat und die Gräten protestieren schmerzhaft. Die gesamte Innenstadt - und die ist gewiss nicht klein - ist voller alter Gemäuer, mal besser und mal schlechter in Schuss, eben der typisch morbide Charme Portugals.
Absolute Must Sees sind der Bahnhof São Bento, dessen Eingangsbereich mit riesigen Bildern aus portugiesischen Fliesen (Azulejos) gestaltet ist, die Kathedrale, die Brücke (Ponte) Dom Luís I. über den Fluss Douro, die Zona Ribeirinha am Flussufer, die Bücherei (Livraria) Lello und die Igreja do Carmo von außen, die ebenfalls mit großen Bildern aus Azulejos geschmückt ist. Zu sehen gibt es aber noch viel mehr und die Einschätzung, was ein Highlight ist oder nicht, ist sicherlich bei jedem unterschiedlich. Noch ein Hinweis zur Livraria Lello: Die Bücherei ist eine Gelddruckmaschine. Sie wird täglich von unglaublich vielen Menschen besucht und jeder zahlt 5 € Eintritt, die beim Kauf eines Buches erstattet werden. Tagsüber ist die Menschenschlange, die Eintritt begehrt, ellenlang. Wir sind deshalb kurz vor Feierabend aufgelaufen und wir kamen sofort hinein. Hat sich gelohnt, auch wenn wir kein Buch gekauft haben.
Ach ja, in Porto gibt es noch den schönsten McDonalds der Welt. Er befindet sich in einem ehemaligen Café aus den 30er-Jahren im Art-Deko-Stil und mit Kronleuchtern an der Decke. Gegessen haben wir da aber nichts. Abends waren wir dann wieder irgendwo lecker speisen, bevor wir nach einem kurzen Besuch der Hotelbar erschöpft in den Schlaf fielen.
Am dritten Tag in Porto waren wir am Morgen faul. Nach dem anstrengenden Vortag haben wir kurzerhand eine Stadtrundfahrt gebucht. Das könnt ihr euch, wenn ihr, wie wir, die Highlights zu Fuß erkundet habt, ersparen. Zwar fahren die Busse auch weiter aus Porto hinaus, aber da gibt es nichts wirklich Interessantes zu sehen. Auch die Fahrt auf die andere Seite des Douro nach Vila Nova de Gaia führt nicht durch den Bezirk mit den Lagerhallen der Portwein-Produzenten. Die Unternehmung war also vorwiegend entspannend, brachte aber wenig Neues.
Am Nachmittag unseres letzten Porto-Tages sind wir durch den Shopping-Distrikt geschlendert und haben das ein oder andere interessante, auch historische Geschäft entdeckt. Nach dem Abendessen ging es dann noch einmal zur Ponte Dom Luís I, um von dort den Douro-Fluss und Porto in der Dämmerung abzulichten.
Insgesamt ist ein Aufenthalt in Porto absolut lohnenswert und der Besuch des Ortes war ein Highlight unserer Reise. Ob Porto die kleinere Schwester von Lissabon ist, können wir nicht beurteilen, denn Lissabon haben wir noch nie erkundet (schäm). Positiv hervorzuheben ist, dass es selbst in Porto keinen Nepp gibt. Die Preise für Hotels sowie in den Restaurants und Cafés sind absolut zivil. Grüne Oasen in Form von Parks sind leider absolute Mangelware, Porto ist halt historisch gewachsen.
Espinho
Nachdem wir am nächsten Tag Porto verlassen haben, war Espinho südlich von Porto unser erstes Etappenziel.
Eigentlich ist Espinho ein typischer Küstenort, der am Wochenende und Feiertagen vornehmlich von den Bewohnern Portos als Naherholungsgebiet in Anspruch genommen wird.
Das Highlight des Ortes ist eine traditionelle Art des Fischfangs, die sicherlich auch als Touristenattraktion aufrechterhalten wird. Dabei werden in der Nacht große Netze im Meer ausgebracht, die am Morgen mit Seilwinden an Treckern wieder aus dem Meer gezogen werden. Die Prozedur nimmt einige Zeit in Anspruch und die Fischer spekulieren, wie umfangreich der Fang des Tages wohl sein wird. Entsprechend groß ist der Jubel bei fetter Beute, zumindest am Tag unserer Anwesenheit. Ein Großteil des Fangs - sah nach Sardinen aus - wird direkt am Strand an Frau und Mann gebracht. Für uns war das Ganze ein Erlebnis.
Aveiro
Weiter ging es knapp 55 Kilometer nach Süden und zwar in das 80.000 Einwohner große Aveiro. Der Ort liegt nicht direkt am Meer, sondern nahe einer Lagune. Aus diesem Grunde hat man ein kleines Kanalsystem geschaffen, damit die Boote Zugang zur Lagune und zum Meer haben. Wegen der Kanäle wird Aveiro auch das "Venedig Portugals" genannt. Na ja, reichlich übertrieben, doch es tut dem Charme des Ortes keinen Abbruch. Es macht Spaß durch die mit Kopfsteinen gepflasterten Gassen zu spazieren, den bunten Boote auf den Kanälen beim "Herumschippern" zuzusehen und die vom Jugendstil geprägten Häuser anzuschauen. Und natürlich kehrt man für einen Galão gerne in eines der zahlreichen Straßencafés ein.
Westlich von Aveiro befindet sich übrigens der Praia da Costa Nova, der für seine gestreiften Strandhäuser bekannt ist.
Ein besonderes Highlight gibt es am Anfang jeden Jahres um den 10. Januar herum. An dem Sonntag, der dem 10. am nächsten liegt - so habe ich die Regel zumindest verstanden - werden Kuchen, die sogenannten Cavacas, zu Ehren des Heiligen Gonçalinho von der gleichnamigen Kapelle geworfen und Hunderte von Menschen unten versuchen, diese meist mit Hilfe umgedrehter Regenschirme aufzufangen. Die Kekse sollen übrigens recht trocken sein und werden daher in einem geeigneten Getränk gestippt. Wir hatten natürlich keine Zeit, bis in den Januar in Aveiro zu verweilen und machten uns auf den Weg Richtung Óbidos.
Nazaré und Peniche
Das nächste Tagesziel befand sich in Nazaré mit seinen weiten Stränden. Bekannt ist der Ort aber wegen seines gleichnamigen Surfspots, der im Norden des Ortes unterhalb der Festung São Miguel Acanjo liegt. Aufgrund der Gegebenheiten sollen dort die höchsten Wellen der Welt für Surfer entstehen. Jahreszeit- und witterungsbedingt ließ es die Natur bei unserem Besuch eher gemächlich angehen.
Den nächsten Stopp machten wir auf der Halbinsel Peniche westlich von Óbidos. Die Altstadt des gleichnamigen Ortes, übrigens einer der größten Häfen für traditionelle Fischerei in Portugal, konnten wir aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr besuchen. Ein kurzer Blick auf die großzügigen Strände musste genügen.
Óbidos
Am frühen Abend liefen wir dann in Óbidos ein. Die mittelalterliche Stadt ist komplett von Stadtmauern umgeben und gut erhalten. Vor der Dunkelheit schlenderten wir noch einige Zeit durch die malerischen Gassen mit kleinen Geschäften und Restaurants und statteten dem Castelo (Burg) einen Besuch ab. Im oberen Bereich des Ortes hat man einen wunderbaren Blick auf die Landschaft. Wir waren froh, recht spät in Óbidos angekommen zu sein, denn tagsüber wird in der Saison in der kleinen Stadt mit seinen engen Gassen ordentlich was los ein. Ein Besuch von Óbidos lohnt in jedem Fall.
Dann war es langsam dunkel und Hunger und Durst meldeten sich. Wir fanden ein nettes Restaurant, saßen oben auf der Empore und genossen Speis und Trank. Die lokale Spezialität, ein Kirschlikör namens Ginjinha, den man traditionell aus kleinen Bechern aus Schokolade trinkt, haben wir natürlich auch probiert. War ganz lecker, wobei wir zugeben, dass wir keine Likör- und Schnapsliebhaber sind.
Unser Hotel lag am Fuße der Stadt. Das Casa d'Óbidos ist in einem alten Guts- oder Herrenhaus untergebracht. Von außen sah das alles ganz toll aus, innen war es ein wenig muffig. Hat uns aber trotzdem gefallen.
Mit Óbidos endete zunächst unsere Rundreise durch Nord- und Mittelportugal. Am nächsten Tag ging es zum Faulenzen in die Algarve. Aber die Berichterstattung über unseren Portugal-Trip im Jahre 2018 geht natürlich noch weiter. Auch vom Relaxen im Süden gibt es Einiges zu berichten und auf dem Rückweg in die Heimat machten wir auch noch ein paar Stopps. Also schaut demnächst 'mal wieder hier vorbei. Bis dann wünschen wir euch eine gute Zeit!
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