Historisches zur Algarve
In Portugal war schon immer eine ganze Menge los. Die Geschichte des Landes und der Algarve reicht weit zurück und war sehr bewegend. Gute Zeiten erlebte dieses Land selten. Momentan leidet Portugal unter der Wirtschaftskrise und deren Folgen.
Geschichte der Algarve – Vor langer langer Zeit
Bereits der Neandertaler hat sich in Portugal und auch in der Algarve herumgetrieben. Die Jungs und Mädels lebten so vor 160.000 bis mindestens vor 30.000 Jahren. Wann sie genau in Portugal waren, weiss ich nicht. Ab ca. 2.200 v. Chr. zogen die Iberer ein, sie sollen aus Nordafrika gekommen sein. Ihnen folgten 1.200 Jahre später die Phönizier. Sie betrieben bereits Business in Sachen Zinn und Bernstein und gründeten Handelsniederlassungen an der Küste der Algarve. 700 v. Chr. mischten sich aus dem Norden die Kelten unter dieses Volk. Es entstanden daraus keltiberische Stämme, die Lusitanier genannt wurden. 500 v. Chr. gesellten sich noch griechische Handelsfahrer dazu und gründeten ebenfalls Handelsniederlassungen. Es kam, wie es kommen musste: Die Römer unterwarfen im 2 Jahrhundert n. Chr. die Lusitaner in ihrem Expansionsdrang und gliederten das Gebiet ihrem Imperium Romanum unter dem Namen Hispania ulterior an. Mit dem Untergang des römischen Weltreiches machten sich Germanen (Vandalen, Alanen und Westgoten) auf den Weg nach Süden. Westgoten kamen bis nach Faro und gründeten dort im 5. Jahrhundert n. Chr. einen Bischofssitz. Der Macht der Westgoten setzen ab 711 die Araber und Mauren ein Ende. Sie eroberten fast die gesamte iberische Halbinsel. Von nun an hieß die Region al-gharb, der Westen, und ihre Hauptstadt war Silves.
Geschichte der Algarve – Ab 1.000 n. Chr. bis zur Blüte
Etwa 1.000 n. Chr. hatten die iberischen Völker die Nase von Römern, Germanen und Arabern voll und begannen mit der Rückeroberung der iberischen Halbinsel, der Reconquista. Aber es war ein hartes und sicherlich auch blutiges Stück Arbeit. Unter Fernando I. von Kastilien ging 1035 die Aktion los und erst 1139 gibt es den ersten portugiesischen König. Er hieß Afonso Henriques und hatte sich dieses Amt durch den Sieg über die Mauren verdient. Da waren die Araber aber noch längst nicht vollständig vertrieben. Es dauerte bis 1250, bis die Algarve in das Königreich Portugal eingegliedert wurde.
Geschichte der Algarve – Aufstieg und Niedergang ab 1385
Ende des 14 Jahrhunderts setzte der Aufstieg Portugals ein. Das Land wurde zur Weltmacht, sie war die führende See- und Kolonialmacht. Diese rückwirkend als Intermezzo zu betrachtende Phase dauerte gerade mal 200 Jahre, nämlich von 1385 bis 1580. Unter João I. begann der Aufstieg (Dynastie Avis), unter João III setzte der Niedergang ein, und mit dem Tod des jungen Königs Sebastião in der Schlacht um Alacer in Marokko war er besiegelt.
In dieser Zeit lebte der noch heute in Portugal verehrte Heinrich der Seefahrer, der ein Sohn João’s I. war. Als Großmeister des Christusritterordens verfügte er über die notwendigen finanziellen Mittel, um bei Sagres ein Wissenschaftszentrum zu gründen, in dem nautische und geografische Kenntnisse sowie ein neuer Schiffstyp, die Karavelle, entwickelt wurden. Die von Heinrich dem Seefahrer initiierten Entdeckungsfahrten waren die Basis für den wirtschaftlichen Aufschwung Portugals. Mit Gewürzen haben die Portugiesen damals richtig viel Geld gemacht. Nicht sehr ruhmreich ist dabei, dass im Jahre 1444 erstmals Afrikaner in Lagos, dem wichtigsten Hafen Portugals zu jener Zeit, als Sklaven angeboten wurden.
Aber, wie bereits erwähnt, war das Thema 1580 beendet. Portugal hatte keinen Thronfolger, der spanische König Phillipp II. machte seinen Anspruch geltend und er besetzte kurzerhand Portugal. Die Dynastie Avis war beendet.
Geschichte der Algarve – 1640 bis 1910
1640 wurden Volksaufstände initiiert, um sich von Spanien zu lösen. Der daran beteiligte Herzog von Bragança ließ sich unter dem Namen João IV. zum König von Portugal krönen. Die Dynastie Bragança begann und sie dauerte 270 Jahre, nämlich bis 1910. Aber eine Blüte erlebte Portugal nicht mehr. Insbesondere João V. haute das Geld auf den Kopf, was das Zeug hielt – und das, obwohl zu jener Zeit die brasilianischen Goldminen entdeckt wurden. In der Folge entstand eine hohe finanzielle Abhängigkeit von England.
1755 ereignete sich in Zentralportugal ein verheerendes Erdbeben, bei dem Lissabon fast vollständig zerstört wurde. Und auch die Algarve wurde dabei stark in Mitleidenschaft gezogen. 1807 eroberte Napoleon, der insbesondere mit England über Kreuz lag, Portugal. Der portugiesische König João VI. nebst Anhang floh nach Brasilien. 1811 konnte sich Portugal von den Truppen Napoleons wieder befreien. João VI. zog es zunächst einmal vor, in Brasilien zu verbleiben. Erst als 1821 in Lissabon durch den Ausruf der konstitutionellen Monarchie der Absolutismus beendet wurde, kehrte João VI. zurück.
Mit der Monarchie war es aber ca. 90 Jahre später vorbei. 1908 wurden in Lissabon Carlos I. und der Thronfolger Luis Filipe ermordet. Der letzte König Portugals, Manuel II., floh 1910 nach Großbritannien, nachdem Volk und Militär ob der Unfähigkeit des Königshauses, wirtschaftliche Probleme zu lösen, eine Revolution angezettelt hatten. Die Dynastie Bragança war beendet.
Geschichte der Algarve – 1910 bis heute
Die jüngere Geschichte ist schnell erzählt, da sie über weite Strecken ein trauriges Kapitel ist. 1910 wurde in Portugal die Republik proklamiert, aber es gelang nicht, die politischen Verhältnisse im Land zu stabilisieren. Innenpolitische Probleme und Regierungswechsel waren an der Tagesordnung. Dies ebnete den Weg für die Faschisten und Salazar rief 1933 den “neuen Staat”, den Estado Novo aus. Die Schreckensherrschaft der Faschisten wurde erst 1974 beendet, als das Militär mit Zustimmung der Bevölkerung putschte. Die Nelkenrevolution überführte Portugal in einen demokratischen Staat in Form einer parlamentarischen Republik. Dem heutigen Portugal geht es im Vergleich zur Zeit von Salazar nicht wirklich schlecht, aber das Land ist von der Finanzkrise im aktuellen Jahrzehnt dieses Jahrtausends gebeutelt und die Arbeitslosigkeit ist hoch. Bewundernswert ist, wie der Portugiese diese für ihn schwierige Zeit erträgt. Und erfreulichweise ist die Krimilalität in dieser Situation im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gering.
Von der Corona Pandemie war Portugal insbesondere im Herbst/Winter 2020 hart betroffen, als das Gesundheitssystem fast vor dem Kollaps stand. Anschließend haben die Portugiesen vieles richtig gemacht, so dass sie bisher (Stand Ende November 2021) von einer erneuten großen Welle verschont geblieben sind..
Wesentliche Ereignisse der Neuzeit waren noch, dass ich erstmals im Jahr 1976 als junger Mann in der Algarve war und erst 1994 zurückgekehrt bin.