Weiter geht es mit dem zweiten Teil des Skandinavien Roadtrips im Jahr 2023. Zwischenzeitlich haben wir Schweden verlassen und befinden uns seit wenigen Tagen in Norwegen. Und nunmehr zeigt sich uns das spektakulärere Norwegen.
16. Juni 2023 - Von Magalaupe über das Dovrefjell und Dombås zur Trollwand
Kongsvold Fjeldstue und Kongsvoll Botaniske Fjellhage
Am Morgen verlassen wir Magalaupe Camping. Bereits nach 25 Kilometern auf der E6 legen wir einen ersten Stopp beim Kongsvold Fjeldstue ein. Dies ist ein traditionsreiches Hotel, das aus 11 Holzgebäuden besteht und das Gelände ist wirklich anehnlich.
Direkt am Parkplatz an der E6 befindet sich der Aufgang zum Kongsvoll Botaniske Fjellhage. In diesem botanischen Berggarten, der bis auf 890 Meter über den Meeresspiegel hinauf geht, soll die gesamte norwegische Bergflora an einem Ort zu sehen sein. Und wenn ihr diesen Berggarten erklimmt, habt ihr eine schöne Aussicht auf die umgebende Landschaft. Uns gefällt es jedenfalls, was wir sehen.
Dovrefjell (Hjerkinn/Snøhetta)
Weitere etwa 12 Kilometer weiter erreichen wir Hjerkinn am Rande des Dovrefjell-Gebirges. Der höchste Gipfel ist die Snøhetta (Schneehaube), die sich 2286 Meter über dem Meeresspiegel erhebt. Vom Parkplatz Snøhetta gibt es einen Wanderweg zum Gipfel. Hin- und zurück sind ungefähr 14 Kilometer zurückzulegen und ca. 7 Stunden für die Wanderung einzukalkulieren. Wie man liest, soll diese Strecke für geübte Bergwanderer gut zu bewältigen sein.
Wir zählen uns eher zu den geübten Flachlandtirolern und belassen es bei einer Wanderung vom Parkplatz zum Aussichtspunkt Snøhetta. Das sind dann hin und zurück lediglich drei Kilometer, aber wir geraten ordentlich ins Schwitzen. Vom Aussichtspunkt habt ihr einen wunderbaren Ausblick auf das Dovrefjell. Allerdings ist an dieser Stelle festzuhalten, dass die Gipfel des Dovrefjells sich doch in einiger Entfernung befinden. Befahrbare Straßen, die - wie in anderen Regionen - mitten durch die Gebirgsketten führen, gibt es im Dovrefjell unseres Wissens nicht. Auf jeden Fall aber Daumen hoch für das Dovrefjell.
Bekannt ist das Dovrefjell auch wegen der beheimateten Moschusochsen. Verschiedene Anbieter organisieren Exkursionen in die entsprechenden Gebiete an.
Weiterfahrt über Dombås durch das Romsdalen zum Trollvegen
Anschließend geht es noch etwas mehr als 30 Kilometer auf der E6 weiter und wir erreichen mit Dombås einen Ort, den wir fast jedes Mal auf unseren Norwegenreisen passieren.
Wir schlagen uns nach rechts auf die E136. Der Fluss Rauma ist für eine Zeit lang unser Begleiter. Rechter Hand erheben sich die Berge des Dovrefjell und linker Hand das Reinheimen-Gebirge, das zum etwa 2.000 km2 großen Reinheimen-Nationalpark gehört. Hinter dem See Lesjaskogsvatnet beginnt das unvergleichlich schöne Romsdalen. Das Tal erstreckt ich über ungefähr 60 Kilometer und führt bis nach Åndalsnes. Ein Highlight ist der Wasserfall Slettafossen 10 Kilometer hinter Bjorli. Hier rauscht das Wasser des Flusses Rauma mit voller Kraft durch eine 30 bis 40 Meter tiefe Schlucht.
Wir fahren an diesem Tag noch etwa 30 Kilometer weiter und schlagen im Trollveggen Camping unser Nachtlager auf. Der Campingplatz hat uns gut gefallen und wir wundern uns, dass wir trotz der exponieten Lage auf der Anlage problemlos einen Platz finden.
Direkt in Sichtweite des Campingplatzes befindet sich die 1000 Meter hohe Trollwand, die Europas höchste senkrechte und teils überhängende Bergwand ist. Und klar ist, dass wir hier im Gebiet der Trolle sind. Wir sind uns sicher, dass es in dieser Gegend interessante und sicherlich anspruchsvolle Wanderwege und Klettertouren gibt, aber für uns ungeübte Bergwanderer im fortgeschrittenen Alter erscheint jeder Versuch zwecklos und wir betrachten die Berglandschaft aus sicherer Distanz.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Magalaupe Camping nach Hjerkinn (E6)
- Hjerkinn nach Dombås (E6)
- Dombas nach Trollveggen Camping (E136)
Insgesamt ca. 165 Kilometer
17. Juni 2023 - Über den Trollstigen und durch das Valldalen nach Hellesylt
Am Samstag legen wir lediglich 111 Kilometer zurück, aber will man die genießen, sind so einige Stopps einzulegen. Und wir haben noch einen unplanmäßigen, längeren Stopp, der uns rückwirkend betrachtet so einiges an Geld kostete.
Trollstigen
Nach einem ausgiebigen Frühstück verlassen wir Trollveggen Camping und fuhren noch ein Stück in nördlicher Richtung durch das Romsdalen. Bevor das Romsdalen in Åndalsnes endet, biegen wir links auf die Provinzstraße 63 ab.
Die Provinzstraße 63 ist eine der berühmtesten Touristenstraßen in Norwegen, führt sie doch über den Trollstigen hinauf auf das 852 Meter hoch gelegene Trollstigplateau und anschließend durch das schöne Valldal.
Aber der Reihe nach. Zunächst legen wir noch einen kurzen Stopp im Tal am Trollstigen Information View Point ein. Hier kann man noch einmal durchatmen, bevor es auf die Passstraße Trollstigen (Trollleiter) geht.
Der Trollstigen ist der Albtraum eines jeden Beifahrers, denn 11 enge Haarnadelkurven und tiefe Abhänge rechts der Straße zehren an seinem Nervenkostüm. Die Belohnung sind die fantastischen Aussichten, die sich auf der gesamten Strecke bieten: Die Blicke hinunter ins Tal, das wilde Wasser des Stigfoss und die beeindruckende Bergwelt der Region. Als Fahrer muss man sich schon ganz schön konzentrieren, um nicht abgelenkt zu werden. Und darüber hinaus haben wir Glück: Der Verkehr hält sich in Grenzen und die gefürchteten Begegnungen mit Reisebussen in den Haarnadelkurven bleiben uns erspart.
Anhalten darf man auf der Passstraße nicht. Manch einer tut es trotzdem und das insbesondere an der Brücke über den Stigfossen. Dann mischen sich hier parkende Autos mit Bussen, Campern, PKWs und Menschen, was schon 'mal zu einem Chaos führen kann.
Aussichtspunkt Trollstigen
Gefühlt viel zu schnell erreichen wir den höchsten Punkt des Trollstigen in 850 Meter Höhe und finden gerade noch einen Parkplatz am Aussichtspunkt Trollstigen. Auf dem Weg zu den diversen Aussichtsplattformen ist uns das Glück erneut hold, denn Menschenmassen kommen uns entgegen, verschwinden in den Reisebussen und wahrscheinlich geht es für sie zurück zu den schwimmenden Hochhäusern, genannt Kreuzfahrtschiffe, im Geirangerfjord.
So können wir in relativer Ruhe die traumhaften Aussichten von den Aussichtsplattformen des Trollstigen genießen. Besonders stolz ist man natürlich, wenn man nach unten schaut und die bewältigten 11 Haarnadelkurven betrachtet.
Einige Kilometer hinter dem Aussichtspunkt Trollstigen legen wir einen weiteren Halt ein, um nochmals die Sicht auf die beeindruckende Bergwelt zu genießen.
Weiterfahrt durch das Valldalen
Anschließend führt die Straße langsam bergab in das grüne Tal Valldalen. Unsere Mägen knurren und so legen wir an der Øvstestølbrua eine Rast ein. Den Platz wählen wir auch deshalb, weil sich an der Brücke über den reißenden Fluss ein schönes Fotomotiv bietet. Anschließend setzen wir die Fahrt durch das wunderschöne Tal fort und erreichen in Sylte den Storfjord.
Auf dem Weg nach Sylte lassen wir einen weiteren Touristenmagneten aus: Die Schlucht Gudbrandsjuvet, da wir sie in der Vergangenheit bereits besucht hatten und für uns nicht unbedingt ersichtlich war, warum hier zu jeder Tageszeit zahlreiche Touristenbusse stehen. Die Ursache ist wohl in Geiranger zu sehen, wo die Kreuzfahrtschiffe anlegen und man den Touristen mit Ausflügen Geld aus den Taschen luchsen will.
Fahrt entlang des Storfjords
In Sylte habe ich eine schlechte Idee, wie sich später herausstellen soll. Anstatt direkt gen Westen zu fahren, schlage ich einen Abstecher nach Osten zum Ort Fjøra vor. Die etwa vier Kilometer lange Strecke führt über eine schmale Straße und durch einen sehr engen Tunnel. Die Landschaft in Fjøra am Talfjord - so heißt hier der Arm des Storfjords - weiß zu gefallen, wir machen uns aber nach kurzer Zeit wieder auf den Rückweg nach Sylte, weil der Ort selbst nicht viel bietet.
Der enge Tunnel vor Sylte wird uns dann zum Verhängnis. In einer Ausweichbucht halten wir an, weil uns mit relativ hoher Geschwindigkeit ein Wohnmobil entgegenkommt. Und dann kracht es. Zum Glück, so scheint es in der Dunkelheit des Tunnels, war lediglich der Außenspiegel in Mitleidenschaft gezogen. Der Unfallgegner, ein Norweger, macht auf Sprachbarriere ("No English") und fährt alsbald davon. Wir haben zwar das KFZ-Kennzeichen, am Ende ist aber jede Aktion aussichtslos, weil Aussage gegen Aussage steht. In Sylte betrachten wir erst einmal den Schaden. Zum Glück hat sich das Glas des Spiegels zwar gelöst, aber zwei Kabel haben verhindert, dass es zu Boden fiel und zersplitterte. Wir können es wieder einsetzen und unter Einsatz von Gaffer Tape das zerbrochene Gehäuse wieder stabilisieren. Dass auch die Tür einen mitgekriegt hat, sehen wir zunächst nicht. Die Stimmung ist für den Moment erst einmal auf dem Tiefpunkt, aber wir trösten uns damit, dass wir eine Zusatzversicherung haben, die die Eigenbeteiligung auf 250 Euro begrenzt.
Dass das Ganze einen Haken hat, erfahren wir dann später bei der Rückgabe des Fahrzeugs. Die 250 Euro Grenze gilt nur für einen Schaden und, wie bereits berichtet, hatten wir einige Tage zuvor einen Steinschlagschaden an der Windschutzscheibe. Das Ende vom Lied ist, dass wir einen Schaden vollständig selbst tragen müssen. Aber was soll's, solche Dinge passieren halt.
Nachdem wir durchgeatmet haben, setzen wir unsere Fahrt ostwärts am Storfjord fort. Am Liabygda ferjekai setzen wir mit der Fähre nach Stranda über.
Zum Tagesziel Hellesylt
Von Stranda fahren wir auf der Provinzstraße 60 südwärts in Richtung Hellelsylt. Sie führt nicht direkt am Fjord entlang, sondern trifft erst später auf den Sunnylvsfjord. Der Sunnylvsfjord ist wiederum ein Seitenarm des Storfjords. Am Treffpunkt der Provinzstraße 60 und des Sunnylvsfjords befindet sich der Ljøen Utsiktspunkt. An diesem Aussichtpunkt beginnt ein weiterer, berühmter Seitenarm der hiesigen Fjordwelt, der Geirangerfjord. So erleben wir den Geirangerfjord einmal nicht in der Touristenhochburg Geiranger, wo er endet, sondern an seinem "Entstehungspunkt"; wahrlich ein schönes Stückchen Erde.
Alsbald erreichen wir uns Tagesziel Hellesylt nach einem in allen Belangen ereignisreichen, aber auch sehr schönen Tag. Unseren Stellplatz finden wir bei Hellesylt Camping direkt am Sunnylvsfjord. Den Campingplatz können wir empfehlen.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Trollveggen Camping zum Trollstigen (E136, 63)
- Trollstigen nach Sylte (63)
- Sylte nach Fjørå (Fv92)
- Fjørå nach Liabygda ferjekai (Fv92, 650)
- Liabygda ferjekai nach Stranda (Fähre)
- Stranda nach Hellesylt (650, 60)
Insgesamt 111 Kilometer
18. Juni 2023 - Von Hellesylt zum Hornindalsvatnet und weiter entlang dem Innvikfjord zum Lovatnet
Nach einer ruhigen Nacht verlassen wir Hellesylt am späteren Vormittag. Wir bleiben unserem Grundsatz treu, in diesem Urlaub nicht in Hektik zu verfallen und es ruhig angehen zu lassen.
Horndøla bru und Hornindalsvatnet
Die Fahrt führt uns auf dem Hornindalsvegen zunächst westwärts durch die grüne und bergige Landschaft Norwegens. Es muss nicht immer das große Spektakel sein, um den vollen Urlaubsgenuss zu haben.
15 Kilometer hinter Hellesylt liegt direkt neben der Provinzstraße 60 die alte Steinbrücke Horndøla bru. Sie entstand in der Zeit von 1810 bis 1813. Am nordöstlichen Ende der Brücke befindet sich ein markanter Stein mit einem kreisrunden Loch. Er trägt den Namen Heirats- und Jungfrauenstein.
Die Norweger lieben ja Legenden und so sollen mit dem Stein gleich zwei verbunden sein, die aus heutiger Sicht eher etwas diskriminierend wirken. So kamen Brautpaare zu dem Stein und die Braut musste durch die Öffnung des Steins kriechen. Hatte sie dabei Probleme, bestand die Möglichkeit einer vorehelichen Schwangerschaft. In der anderen Variante wurde bei Sennerinnen ermittelt, wie sich ihr Körperumfang bei der Arbeit auf der Alm zwischen Mai und dem Spätsommer entwickelt hatte. Dies gab einen Hinweis darauf, ob die Sennerinnen während dieser Zeit ein ausschweifendes Leben geführt hatten. Ich passe nicht durch die Öffnung, ein Zeichen eines ausschweifenden Bier- und Süßwarengenusses.
Bei Grodås stoßen wir auf den Hornindalsvatnet. Der See gilt mit maximal 514 Metern als der tiefste See Europas. Die maximale Wassertiefe beträgt 461 Meter, aber die 53 Meter, die der Seespiegel über dem Meeresspiegel liegt, sind zu addieren. Hättet ihr es gewusst? Mir war diese Art der Berechnung nicht bewusst. Die E39 führt den gesamten Hornindalsvatnet entlang und, wie in den meisten Teilen Norwegens, die Landschaft macht Spaß.
Über den Panoramavegen zum Lovatnet
Die E39 bringt uns anschließend zum Dorf Lote. Hier treffen vier Verästelungen des Nordfjords aufeinander: Der Hundviksfjord, der Hye Fjord, der Gloppe Fjord und der Utfjord.
Wir nehmen nicht die Fähre hinüber nach Sandane, sondern biegen unmittelbar vor dem Fähranleger links auf die Fv698, dem Panormavegen, ab. Der oft schmale Panoramavegen verläuft hoch oben am Talhang über eine Strecke von knapp 45 Kilometern. Die Landschaft ist grün, üppig und ländlich. Lücken in den Wäldern geben abschnittsweise den Blick auf die beiden Ausläufer des Nordjords, den Utfjord und den sich daran anschließenden Innvikfjord, frei. An einigen Stellen könnt ihr an die Fjorde heranfahren, z.B. in Hennebygda und in Randabygda. Wir tuen es nicht, weil wir stets damit rechnen, dass die Straße irgendwann automatisch an den Fjord führt und weil uns die Abfahrten etwas steil vorkommen. Ein Fehler, hätten wir mal vorher auf die Karte geguckt. So genießen wir ausschließlich die Sicht von oben auf die wunderbare Fjordlandschaft. Schade nur, dass es bei unserer Fahrt über den Panoramavegen diesig geworden ist.
Nach einer Weile stößt der Panormavegen auf die Reichsstraße 15 und alsbald gelangen wir nach Stryn. Im Ort kaufen wir ausschließlich ein, weil wir ihn von einer früheren Reise kannten und nehmen die Fv60 nach Loen. Dort befindet sich der Loen Skylift, der auf den Berg Hoven auf 1011 Meter hinaufführt. Der Roundtrip kostet ungefähr 40 Euro. Da die Sicht nicht optimal ist, schenke ich mir den den Trip. Meine Frau würde ich eh in keine Gondel bekommen. Stattdessen geht es auf die sehr schmale Fv723 zum See Lovatnet. Den Gegenverkehr kann man ausschließlich an Ausbuchtungen passieren lassen. Belohnt werden wir mit einer traumhaften Landschaft.
Unser Quartier für die nächsten zwei Tag finden wir auf dem Platz Helset Camping direkt am See. Die Lage ist 1a, die Infrastruktur recht einfach, aber sauber. Der Blick auf das Wasser, die Berge und den Gletscher hoch oben, der hat schon 'was; mit Sicherheit ein perfekter Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Mehr Eindrücke dazu gibt es unten in der Beschreibung des nächsten Tages.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Hellesylt nach Lote (60, E39)
- Lote nach Stryn (613, 15)
- Stryn nach Loen (Fv60)
- Loen nach Lovatnet (Fv723)
Insgesamt ca. 135 Kilometer
19. Juni 2023 - Der Tag am Lovatnet
Der Vorabend war ausnahmsweise eher regnerisch, aber die ein oder andere Gelegenheit, in der Gegend herumzustreunen, gab es schon. Der nächste Tag beginnt trüb, aber am späteren Vormittag reißt die Wolkendecke auf, so dass das Wasser des Lovatnet eine grüne Farbe annimmt und die Landschaft bei Sonnenschein eine hervorragende Visitenkarte abgibt. Nicht umsonst gilt der Lovatnet als einer der schönsten Binnenseen Norwegens. Das grüne Wasser ist das Schmelzwasser der Gletscher in der Bergwelt, insbesondere vom Jostedalsbreen. Der Lovatnet ist 11 Kilometer lang und nicht besonders breit. Ortschaften befinden sich an dem See nicht, da die Straße durch ein enges Tal führt. Am Campingplatz könntet ihr euch ein Boot mieten.
Wir unternehmen nicht viel an dem Tag. Hier und da ein kleiner Spaziergang, ein Tässchen Kaffee mit leckerem Kuchen, ein ausgiebiges Abendessen vom Grill, ansonsten einfach nur den Tag an diesem schönen Ort genießen.
Und am zweiten Tag erleben wir eine Baustellenregelung à la Norwegen. Leitplanken, die durch Kollisionen mit Fahrzeugen in Mitleidenschaft gezogen wurden, mussten ausgetauscht werden. Also wird die praktisch einspurige Straße zu jeder Stunde für ca. 45 Minuten gesperrt, anschließend sucht das schwere Baustellengerät Unterschlupf in Aussparungen, die die Natur gelassen hat, und dann können wechselseitig die aufgestauten Autos den Baustellenabschnitt für einige Minuten passieren. Wer ein paar Sekunden zu spät an der Baustelle ankommt, muss halt ein Stündchen warten. Hier sind die Besitzer von Wohnmobilen klar im Vorteil, können sie sich doch mit ihren Campingstühlen ausstatten und eine schöne Stunde am See verbringen. Und der geduldige Mensch, der den ganzen Tag zur Verkehrsregelung abgeordnet ist, wird vom Campingplatzbesitzer mit einem Stuhl und regelmäßig mit Kaffee versorgt.
20. Juni 2023 - Gamle Strynefjellsvegen
Vom Lovatnet zum Gamle Stryefjellsvegen
Am nächsten Morgen passen wir die Durchfahrtszeit an der Baustelle perfekt ab. Um 5 vor 11 reihen wir uns in die Schlange der wartenden Autos ein und schon fünf Minuten später werden wir vom Lotsen durchgewunken. Zunächst geht es zurück nach Loen und Stryn. In Stryn erreichen wir wieder die Reichsstraße 15, fahren ostwärts am Fluss Stryneelva entlang und gelangen alsbald zum Oppstrynsvatnet. Das Erscheinungsbild des Oppstrynsvatnet ähnelt dem des Lovatnet, auch wenn dies am heutigen Tag mangels Sonneneinstrahlung nicht ganz deutlich wird. Der See wird ebenfalls von Flüssen "gefüttert", die das Gletscherwasser der umliegenden Berge transportieren, und sie schenken dem See seine grüne Farbe. Die Berge erreichen eine Höhe von knapp 1900 Metern über dem Meeresspiegel. An einem Rastplatz am See entschließen wir uns zu einer Kaffeepause, um den See und die sattgrüne Landschaft zu genießen.
Kurz hinter dem Ende des Sees geht es dann aufwärts und unser Fiat Ducato muss bei der Bewältigung der Serpentinen ein wenig ackern. Am Hjelledalen utsiktspunkt gönnen wir ihm eine kleine Pause und wir erfreuen uns an der Aussicht auf das Hjelledalen mit dem Gebirgsfluss Hjelledøla und die Bergwelt.
Einige Kilometer weiter liegt direkt neben der Straße der etwas schwer einsehbare Øvstefossen. Zugegebenermaßen nutzen wir nicht den 200 Meter langen Weg mit Stahlgeländer, um eine bessere Sicht auf den Wasserfall zu erhaschen. Die Gicht des kaskadenförmig hinabschießenden Gletscherwassers würde an diesem Tag unweigerlich einen Kleidungswechsel nach sich ziehen, dem wir entgehen wollen.
Nach dem Halt am Øvstefossen ist noch eine letzte Rechts-/Linkskurve zu bewältigen, dann geht es von der Reichsstraße 15 auf die Provinzstraße Fv258. Hier beginnt der Gamle Strynefjellsvegen. Zunächst liegen Serpentinen vor uns. Kurz hinter ihnen befindet sich im Übrigen der Videfossen. Für den Besuch des Wasserfalls wurde ein kostenloser Parkplatz angelegt. Etwas näher am Wasserfall ist der Parkplatz des Hotels Videseter, aber hier werdet ihr zur Kasse gebeten. Vom Videfossen geht es weiter bergauf und bald erreichen wir die Hochebene, das Strynefjell.
Über den Gamle Strynefjellsvegen
Der Gamle Strynefjellsvegen ist der Teil der alten Straßenverbindung zwischen Hjelle und Grotli, der erhalten geblieben und in den eisfreien Monaten passierbar ist. Er reicht von Videsæter bis Grotli. Heute führt die Reichsstraße 15 komfortabel über das Strynefjell, früher war der Gamle Strynefjellsvegen mit seinen Sand- und Schotterpisten die einzige Route über die Hochebene.
Der Gamle Strynefjellsvegen ist nicht nur eine der Nationalen Touristenstraßen Norwegens, sondern er steht seit 2009 auch unter Denkmalschutz. Die 27 Kilometer lange Strecke ist ein Beweis früherer Ingenieurskunst, wurde die 1894 eingeweihte Straße doch ausschließlich per Hand gebaut. Alte, aus individuell zurechtgeschlagenen Steinen errichtete Mauern und lange Reihen von Kantsteinen markieren die Strecke über das Gebirge.
Als wir im Vorjahr den Gamle Strynefjellsvegen in umgekehrter Richtung zur gleichen Jahreszeit befuhren, war die Sicht wetterbedingt weitgehend total vernebelt und hohe Schneeverwehungen säumten die Straße. Dieses Mal ist die Sicht perfekt, aber der Schnee ist schon deutlich auf dem Rückzug. Das Stryn Sommerski Center, in dem bei unserem letzten Besuch zur selben Jahreszeit noch Hochbetrieb war, ist in diesem Juni geschlossen.
Die gemütliche Fahrt über den Gamle Strynjefjellsvegen gleicht wahrhaft einer Zeitreise. Die zerklüftete Landschaft hinterlässt nachhaltige Eindrücke. Haltet einfach dort an, wo es euch gefällt. Trotzdem die Piste sehr schmal ist, gibt es ausreichend Möglichkeiten anzuhalten.
Viel zu schnell erreichen wir das Ende der Touristenstraße. Bei einem Kaffee und einem Snack lassen wir die gewonnenen Eindrücke erst einmal sacken, danach hat die gut ausgebaute Reichsstraße 15 in Grotli uns wieder.
Vom Gamle Strynefjellsvegen bis kurz hinter Bismo
Es geht weiter in östlicher Richtung. Ein gutes Stück begleitet uns der Fluss Framruste. Mal fließt er, als er könnte er kein Wässerchen trüben, mal nimmt er gehörig Fahrt auf. Wir passieren zwei kleinere Seen, den Poyllvatnet und den Heggjebottvatnet, und dann folgt die Straße dem Flusslauf des Otta.
Vor einem größeren Campingplatz (Dønfoss camping) führt eine Brücke über den Fluss und es gilt anzuhalten. Hier muss der Fluss Otta einige Höhenmeter überwinden, Felsen ragen aus dem Wasser und somit zeigen sich wieder die für Norwegen typischen Wassergewalten. Das Wasser schießt mit großer Kraft einige Meter den Dønfoss hinunter.
Unser Camper steht auf dem Parkplatz eines kleinen Coop Marktes und wir nutzen die Gelegenheit, die Vorräte noch ein wenig aufzustocken.
Wir fahren an diesem Tag noch einige Kilometer weiter und verbringen den Abend und die Nacht auf dem einfachen, aber sauberen Platz Gjeilo Camping in Skjåk direkt am Fluss Otta. Von hier aus sind es übrigens nach Lom mit seiner bekannten Stabkirche nur wenige Kilometer.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Lovatnet nach Loen (Fv723)
- Loen nach Stryn (Fv60)
- Stryn zum Oppstrynsvatnet (15)
- Oppstrynsvatnet nach Videseter (15)
- Videseter nach Grotli über den Gamle Strynefjellsvegen (15, Fv258)
- Grotli nach Bismo (15)
- Bismo nach Gjeilo Camping, Skjåk (15)
Insgesamt ca. 140 Kilometer
Dieses war der zweite Teil und der dritte ist zwischenzeitlich auch verfügbar. Darin erwarten euch noch einige Highlights unserer Reise und dann geht es leider wieder nach Hause.
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