Hatten wir in den Tagen zuvor gutes bis hervorragendes Wetter, so zeigte sich Island jetzt von der anderen Seite. Unser Reiseplan wurde an der ein oder anderen Stelle durcheinandergeworfen und am Skaftafell saßen wir für 36 Stunden fest, weil aufgrund eines Schneesturms alle Straßen gesperrt wurden. Das war schade, aber nicht zu ändern. Weiter geht es hier mit Teil 2 der Berichterstattung über unsere Rundreise durch Island im Februar 2020.
Von Sellfoss zum Skaftafell
Seljandsfoss
Den ersten Tagesstopp legten wir an dem Wasserfall Seljandsfoss ein. Der kommt zwar nicht so imposant wie der Gullfoss daher, aber er zählt zu den schönsten Wasserfällen Islands, was wir bestätigen können. Das hat natürlich seinen Preis, denn er ist ganzjährig gut besucht. Der Seljandsfoss liegt in unmittelbarer Nähe der Ringstraße, was natürlich gerade im Winter von Vorteil ist. Auf dem Parkplatz wird eine überschaubare Gebühr fällig.
Gespeist wird der Seljandsfoss vom Fluss Seljalandsá. Das Wasser stürzt circa 65 Meter in die Tiefe. Etwas hinter der Felswand liegt der Gletscher mit dem zungenbrechenden Namen Eyjafjallajökull. Allerdings ist der Gletscher vom Wasserfall aus nicht zu sehen.
Der Seljandsfoss ist der einzige Wasserfall in Island, den man über eine Treppe und einen erdigen Weg auch von hinten bewundern kann. Na ja, zumindest theoretisch, denn im Winter sind Treppe und Weg vollständig vereist (siehe Bildergalerie).
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Skógafoss
Und gleich der nächste schöne Wasserfall. Der Skógafoss liegt etwa 30 Kilometer östlich des Seljandsfoss beim Ort Skógar, ebenfalls am Fuß des Gletschers Eyjafjallajökull.
Der Skógafoss befördert das Wasser des Flusses Skógá in eine Tiefe von ca. 60 Metern. Die Breite beträgt bis zu 25 Metern, hängt aber davon ab, wieviel Schmelzwasser der Eyjafjallajökull preisgibt.
Einst war die Felswand des Skógafoss, wie auch die des Gullfoss, die natürliche Küstenlinie in Südisland. Das ist schon ein paar Tage her und heutzutage sind es bis zur Küste gut 5 Kilometer.
Skógafoss bedeutet übrigens "Waldwasserfall". Zurzeit der Landnahme Islands von 800 bis 900 n. Chr. stand in dieser Gegend noch Wald. Die Besiedler Islands haben anschließend aber nahezu alle Wälder des Landes abgeholzt. Heute läuft an der ein oder anderen Stelle Islands ein Wiederaufforstungsprogramm.
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Kap Dyrhólaey und der schwarze Strand von Reynisfjara
Gerne wären wir noch runter zu einem der schwarzen Strände gegangen, aber aufgrund der starken Winde und der daraus resultierenden Brandung wäre dies zu gefährlich gewesen. Aber auch so haben wir eine einmalige Gegend zu sehen bekommen.
Wir sind dann in der Hoffnung auf einen Wetterwechsel noch näher zu den drei Felsspitzen von Reynisdrangar gefahren, aber neben dem Sturm setzte jetzt auch noch heftiger Schneefall ein, so dass wir einen Marsch zu den Felsen wegen der geringen Sicht knicken konnten.
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Fjaðrárgljúfur
Ein wenig Hoffnung auf besseres Wetter keimte nochmals auf, als wir den Canyon Fjaðrárgljúfur erreichten, denn es war trocken und fast windstill.
Der Canyon Fjaðrárgljúfur liegt etwa acht Kilometer westlich von Kirkjubæjarklaustur. Der Name der Schlucht setzt sich aus dem Flussnamen Fjaðrá und dem isländischen Begriff "Gljúfur", der für Canyon steht, zusammen.
Die Schlucht ist bis zu 100 Meter tief und erstreckt sich über eine Länge von circa zwei Kilometern. Sie entstand durch das Wasser der Gletscher, das sich kraftvoll über Jahrtausende seinen Weg durch das Gestein bahnte.
Bei dem Canyon Fjaðrárgljúfur handelt es sich um ein Naturschutzgebiet. Deshalb sicher der Hinweis, dass ........ (siehe Bildergalerie).
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Skaftafell und Vatnajökull-Nationalpark
Dann wurde es für 1 1/2 Tage bitter. Denn einer der schwersten Stürme, die Südisland jemals erlebte, und starker Schneefall brachten das öffentliche Leben in Island zum Erliegen. 36 Stunden lang ging nichts mehr. Damit hatten sich der Skaftafell (Gletschergebiet) und der Vatnajoküll-Nationalpark für uns erledigt. Großartig umdisponieren konnten wir nicht, da die Unterkünfte auf der Reiseroute vorgebucht waren. Und jetzt waren wir eh einen Tag im Rückstand.
Des Morgens wachten wir in unserem Hotel auf: Ohne Strom, ohne Warmwasser und ohne Heizung. Ein großes Lob der Belegschaft vom Skaftafell Hotel, die bei Kerzenschein im Hotelrestaurant ein üppiges Frühstück anbot. Erst am frühen Nachmittag war die Räumung des Hotelareals soweit gediehen, dass die Eingangstür wieder geöffnet werden konnte. Am späten Nachmittag wurden erste Straßenabschnitte wieder freigegeben und es war zu spät noch aufzubrechen. Also blieben wir eine Nacht länger im Skaftafell Hotel und mussten den Rückstand in unserer Reiseplanung am nächsten Tag wieder wettmachen.
Jetzt gab es doch ein Stück Erlebnisbericht, das musste einfach sein.
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Überblick von Sellfoss zum Skaftafell
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Vom Süden Islands in den Osten
Jökulsarlon
Weiter ging es zum Gletschersee Jökulsárlón. Gemessen an der Erdgeschichte gibt es diesen Gletschersee noch gar nicht so lange. Er entstand ab circa 1935, nachdem sich der Gletscher Breiðamerkurjökull von der Atlantikküste zurückzuziehen begann. 1975 war der Gletschersee fast 8 Quadratkilometer groß, heute ist seine Ausdehnung mehr als doppelt so groß, weil sich der Breiðamerkurjökull immer weiter zurückzieht. Der Jökulsárlón ist nicht nur der größte und bekannteste Gletschersee Islands, sondern mit bis zu 275 Metern auch der tiefste.
In dem See treiben die Eisberge, die sich vom Breiðamerkurjökull abspalten. Mit ihren unterschiedlichen Formen, Farben und Größen geben sie ein grandioses Bild ab.
Früher war der Jökulsárlón im Privatbesitz und Bestandteil eines Hofes. 1975 erwarb der isländische Staat das Gebiet, stellte es unter Naturschutz und integrierte den Jökulsárlón in den Vatnajökull-Nationalpark. Dieser Nationalpark ist einer von Dreien in Island, nimmt circa 14 Prozent der Landfläche Islands ein, ist damit der größte Nationalpark Islands und der zweitgrößte in Europa.
Der Jökulsá á Breiðamerkursandi (Jökulsá = Gletscherfluss) bringt das Schmelzwasser unter der Brücke der Ringstraße hindurch zum Atlantik, wo das nächste Phänomen wartet, der Diamond Beach (Diamantenstrand).
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Diamond Beach
Das Eis aus der Gletscherlagune Jökulsarlon (siehe oben) treibt ein Stück auf dem Atlantik und wird anschließend teilweise von der Brandung wieder an Land gespült. Hier trifft das Eis auf den schwarzen Vulkanstrand.
Auf isländisch heißt der Strand Breiðamerkursandur. Breiðamerkur(jökull) ist der Gletscher, von dem das Eis stammt, und "sandur" bedeutet so viel wie Sand. Da liegen sie nun, die vielen Eisbrocken in den verschiedensten Farben sowie unterschiedlichster Größe auf dem schwarzen Sand des Strandes und schmelzen langsam vor sich hin. Mit jedem Wellengang verändert sich das Bild. Wahrlich ein sehr beeindruckendes Bild und deshalb wurde vor noch nicht allzulanger Zeit der Begriff "Diamantstrand" (Diamond Beach) für diesen besonderen Ort geschaffen. Der Isländer kennt in seiner Sprache den Begriff für den Breiðamerkursandur nicht.
Die ständig neuen Perspektiven verleiten den Touristen dazu, zwischen den Eisbrocken spazieren zu gehen. Eins ist garantiert: Irgendwann kommt eine kräftigere Brandung und man steht mit den Beinen im Wasser. Hier spricht jemand aus eigener Erfahrung. Und um wieviel schöner wäre dieser Ort zur goldenen Stunde bei Sonnenschein gewesen? Aber man kann nicht alles haben.
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Zwischen Diamond Beach und Egilsstaðir
Die Freude, dass es am Jökulsárlón und Diamond Beach zumindest einigermaßen trocken war, hielt nicht lange an. Bereits beim Verlassen des Parkplatzes wurde es wieder feucht und die Wolken hingen tief. So konnten wir auf der 173 Kilometer langen Fahrt vom Diamond Beach nach Djúpivogur die Schönheiten der Natur nur erahnen. Was blieb, war ein Stopp an einem Gletscherausläufer, an den wir aber leider nicht ganz herankamen.
Der Besuch des in dem von alten Häusern und einem kleinen Yachthafen geprägten Handelsplatz Djúpivogur, dessen Einwohner heute noch überwiegend vom Fischfang leben, fiel buchstäblich ins Wasser.
Auf der Weiterfahrt, kurz hinter Stöðvarfjörður, sieht man einen kleinen, orangenen Leuchtturm auf einer Wiese. Aber man muss schon genau hingucken, sonst übersieht man ihn. Er ist verdammt klein. Trotz des Niederschlages hielten wir an und legten ein paar Meter auf der sumpfigen Wiese zurück. In der einschlägigen Reiseliteratur liest man über diesen Ort: ".... steht ein kleiner Leuchtturm auf einer grünen Wiese. Im Hintergrund ragen die erdbraunen Berge auf der anderen Seite des Fjords auf, rechts liegt dunkelblau das Nordmeer. Und zwischen diesen gedeckten Farben der Natur leuchtet in einem satten Orange der kleine, quadratische Leuchtturm." So wissen wir wenigsten, wie es hier hätte aussehen können.
Anschließend ging es dann nach Egilsstaðir.
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Vom Süden in den Osten im Überblick
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Das war Teil 2 der Berichterstattung über unsere Island Rundreise.
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