Im September 2020 verschlug es uns zum ersten Mal in die Toskana nach Italien. Welch ein Fehler, dass wir diesen schönen Landstrich erst in unserem hohen Alter erstmals besuchten. Die Landschaft ist ein Traum und das besondere Highlight ist die Vielzahl an historischen Ortschaften mit alten, gut erhaltenen Steinhäusern an den Berghängen. Dagegen haben uns die Küstenteile, die wir angefahren sind, wenig beeindruckt. Dort wird jeder Quadratmeter touristisch genutzt. Ein krasser Gegensatz zur portugiesischen Küste.
Toskana 2020
In die Toskana ging es Anfang September 2020 mit dem Auto und einer Zwischenübernachtung in Südtirol. Wir hatten ein hübsches Haus mit Pool circa 20 Kilometer nordöstlich von Cortona in the middle of nowhere gebucht. Genau das Richtige zu Coronazeiten. Der Weg zum und vom Haus war recht zeitaufwändig, denn es ging in alle Richtungen fast 20 Kilometer eng und kurvig über die Hügel. Aber wir hatten ja Zeit.
In Erinnerung wird uns in jedem Fall die Vermieterin unseres Feriendomizils bleiben, denn sie hat sich vom Nachbargrundstück aus liebevoll um uns gekümmert: Des Öfteren stand am Morgen Wurst, Käse, Obst, Gemüse, Kuchen oder Eier auf dem Terrassentisch. Dabei verhielt sie sich stets unauffällig und wir hatten unsere Ruhe. Da unsere Vermieterin nur italienisch sprach, kommunizierten wir mit dem Google Translator, der manch lustige und sinnlose Formulierung kreierte. Das Haus war liebevoll und weitgehend komplett ausgestattet, wobei wir hier und da erstaunt darüber waren, welche Küchenutensilien bei uns zur Gewohnheit gehören und vom Italiener offensichtlich verschmäht werden, zum Beispiel ein Küchenmesser oder ein Kartoffelschäler. Einen Fernseher gab es in dem Haus nicht, dafür war aber die Verfügbarkeit des Internets bei ca. 70 Prozent und wir waren nachrichtentechnisch versorgt.
Den Pool habe ich, K., ausgiebig genossen, auch wenn ich mindestens zwanzig Wespenstiche davongetragen habe. Was half: Nicht auf der Luftmatratze liegen, sondern diese über Kopf und Schultern legen, da trauen sich die Viecher nicht drunter.
Etwas schwieriger gestaltete es sich, außerhalb größerer Ortschaften offene Restaurants zu finden. Wegen der aufgrund der Corona Pandemie ausbleibenden Touristen waren viele Gastronomiebetriebe geschlossen. Aber am Ende war die Suche immer erfolgreich, auch wenn es schon einmal drei oder vier Anläufe brauchte. Dabei haben wir in einem Restaurant in Castiglion Fiorentino die leckersten Pizzen gegessen, die uns jemals angeboten wurden. Und das für unter 10 Euro pro Pizza. Klar, dass wir mehrmals dort waren.
Weltmeisterlich ist der Italiener im Aufstellen von Blitzkästen und Geschwindigkeitsbegrenzungen. 30, 50 und 60 sind dabei seine Lieblingszahlen, wenn es darum geht, das schnelle Fahren auf maroden Straßen, aber auch einfach mal so zu unterbinden. Zum Glück haben wir, schnell auf's Holz klopfen, bisher noch keine Post aus Italien bekommen.
Von unserem Haus unternahmen wir unsere Tagestouren.
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Cortona
Cortona war, neben Castiglion Fiorentino, mit 20 Kilometern Entfernung von unserer Ferienunterkunft die nächstgelegene, größere Ortschaft. Die Stadt wurde am Hang des Monte Sant'Egidio terrassenförmig gebaut und Teile der Stadtmauer gehen auf das 5. Jahrhundert v.Chr. und die Etrusker zurück. Im Mittelalter wurde die Stadtmauer erweitert und sie hat heute eine Länge von drei Kilometern. Im alten Teil von Cortona und im Umland leben ungefähr 20.000 Einwohner.
Die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt sind die Madonna del Calcinaio in der Wallfahrtskirche Santa Maria delle Grazie al Calcinaio (dort waren wir nicht), das Rathaus von Cortona (Palazzo del Comune) und der Dom von Cortona. Die beiden Letztgenannten liegen am zentralen Platz des Ortes, an der Piazza della Repubblica. Hier befinden sich auch einige Restaurants und Cafés.
Dank des Tourismus ist der Einzelhandel mit kleinen, familiengeführten Geschäften, die lokale Produkte anbieten, in Ortschaften wie Cortona noch einigermaßen lebendig. Die Anzahl der Geschäfte ist zwar überschauber, aber es gibt hier und da etwas zu gucken, wenn man durch die Gassen von Cortona schlendert.
Cortona ist, obwohl nicht sehr groß, bei den Touristen sehr beliebt. Daher ist Cortona außerhalb der Coronazeit ein lebendiges Städtchen.
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Castiglion Fiorentino
Eine weitere nette, alte und auf einem Hügel errichtete Ortschaft im Dunstkreis unseres Ferienhauses ist Castiglion Fiorentino. Bereits im 6. Jahrhundert v.Chr. sind die Etrusker hier aufgelaufen und haben eine erste Ansiedlung errichtet. Die heutige Stadtmauer stammt aus dem 13. und 14. Jahrhundert, die Überreste der Etrusker Ansiedlung wurden bei Ausgrabungen entdeckt.
Castiglion Fiorentino hat ca. 13.000 Einwohner und befindet sich knappe 20 Kilometer südöstlich der bekannteren Stadt Arezzo. Der Ort ist von der erwähnten Stadtmauer umgeben.
In Castiglion Fiorentino befinden sich keine ausgewiesenen Sehenswürdigkeiten, sondern es ist das Gesamtbild des Ortes mit seinen schmalen Gassen sowie alten Gebäuden und Kirchen, das den Charme dieses Städtchens ausmacht. Außerdem haben wir ja schon erwähnt, dass es hier die leckerste Pizza der Welt gibt.
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Arezzo
Dass Arezzo im Mittelalter eine erfolgreiche und wohlhabende Stadt war, sieht man direkt, wenn man den Hauptplatz, den Piazza Grande, erreicht. Er wird umsäumt von schönen Patrizierhäusern und Kirchen, darunter die Kirche Santa Maria della Pieve - eine wahre Augenweide.
Eine weitere Hauptsehenswürdigkeit von Arezzo ist die Kathedrale San Donato mit ihren Glasfenstern aus dem 11. Jahrhundert. Sie steht dort, wo sie hingehört: An der höchsten Stelle der Altstadt. Erwähnenswert ist darüber hinaus noch die Kirche San Domenico wurde aus dem 13. Jahrhundert.
Und dann solltet Ihr es auf keinen Fall versäumen, durch die zahlreichen Altstadtgassen mit den alten Häusern und den lokalen Geschäften zu schlendern. Als Haupt-Flaniermeile gilt die Corso Italia.
Arezzo hat knapp unter 100.000 Einwohner, ist bei Touristen recht beliebt, liegt aber abseits der Touristenströme.
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Montepucliano
Allein schon der Name des Städtchens Montepulciano schürt die Erwartungshaltung. Und wenn man den Ort erreicht, wird man keinesfalls enttäuscht. Montepulcinao ist an einem Steilhang am Rande des Chiana-Tals gelegen und der Besucher hat Lust, den Ort zu besuchen.
Montepulciano hat knapp 13.000 Einwohner. Und die Besonderheit: Das Städtchen besteht nur aus der Altstadt.
Am eindrucksvollsten ist sicherlich der Piazza Grande, denn dort steht einiges an imposanten, alten Gemäuern 'rum: Da sind der Dom, die Kathedrale Santa Maria Assunta, aus dem 17. Jahrhundert ohne großen äußerlichen Prunk und der Palazzo Comunale aus dem 14. Jahrhundert mit seinem Glockenturm. Dort kann man gegen Eintritt eine Terrasse erklimmen, von der man einen schönen Ausblick auf Montepulciano hat. Wegen der Corona Pandemie war ein Besuch aber nur nach vorheriger Anmeldung möglich. Und da die nächste freie Zeit trotz der wenigen Touristen erst Stunden später war, konnten wir das Vorhaben knicken. Dann stehen am Piazza Grande noch weitere, schöne Häuser, deren Namen wir aber nicht verinnerlicht haben.
Und dann macht es natürlich Spaß die von alten Häusern gesäumten Sträßchen und Gassen zu erkunden. Speis und Trank werden reichlich angeboten und manch traditionelles Familiengeschäft bietet seine Produkte an. Der Hauptverkaufsschlager ist natürlich der berühmte Wein aus der Region, der Montepulciano.
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Monticchiello
Keine 10 Kilometer südwestlich von Montepulciano befindet sich der kleine, beschauliche Ort Monticchiello.
Hier geht es nicht darum, die Hauptsehenswürdigkeiten des Ortes zu entdecken und zu erkunden, sondern man genießt einfach das fein herausgeputzte Dörfchen.
Die überschaubare Kirche Chiesa dei Santi Leonardo e Christoforo stammt aus dem 13. Jahrhundert.
Eine gewisse Bekanntheit erlangte Monticchiello dadurch, dass im April 1944 Partisanen die deutschen Besatzer auf dem Verhandlungswege von der Vernichtung der Stadt und ihrer Bewohner abbringen konnten.
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Pienza und Montalcino
Und dann geht es noch ein paar Kilometer weiter, dieses Mal in Richtung Nordwesten, und wir gelangen nach Pienza in das Val (Tal) d’Orcia.
Pienza liegt inmitten der welligen Hügellandschaft des Val d’Orcia natürlich selbst auf einem Hügel. Sonderlich groß ist Pienza nicht, aber trotzdem lohnt eine Besichtigung. Pienza ist der erste auf dem Reißbrett entworfene Ort in der Toskana. Papst Pius II. gab das im 15 Jahrhundert in Auftrag. Zwei Jahre sollte die Bauzeit dauern - BER lässt grüßen -, Pius II. hat die Fertigstellung nicht mehr erlebt.
Abschließend ging es an diesem Tag noch nach Montalcino. Zum einen neigte sich der Tag bereits seinem Ende zu und zum anderen litten wir wohl an Reizüberflutung nach diesem anstrengenden Besichtigungstag. Jedenfalls hakten wir Montalcino relativ schnell ab und machten uns auf dem Heimweg zu unserem Haus.
Bilder von Pienza:
Bilder von Montalcino:
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Siena
Siena ist die größte Provinz in der Toskana, aber die meisten Leute verbinden mit diesem Namen die Stadt Siena. Sie ist die einzige, noch existente und besterhaltene gotische Stadt Italiens. Siena liegt ca. 1 Autostunde südlich von Florenz und lange Zeit kämpften die beiden Städte um die Vorherrschaft in der Toskana.
Die Paradestücke von Siena sind zweifelsohne der zentrale Piazzo del Campo, die Basilica di San Domenico und die Kathedrale von Siena (Duomo di Siena).
Der großzügige Piazzo del Campo ist der geografische Mittelpunkt Sienas. Der halbrunde, leicht abfallende Platz wird beherrscht vom Palazzo Pubblico, dem Rathaus. Der Bau wurde 1310 fertiggestellt und im 17. Jahrhundert erweitert. Direkt daneben steht die kleine Cappella di Piazza. Sie wurde als Dank für die überstandene Pest 1352 erbaut. Ansonsten ist der Platz von Wohn- und Geschäftshäusern umsäumt, bei deren Planung darauf geachtet wurde, dass sie ins Bild passen. Selbstverständlich laden auf dem Piazzo del Camp zahlreiche Cafés und Restaurants zum Verweilen ein, wovon wir auch Gebrauch gemacht haben.
Die Basilica di San Domenico befindet sich am Rande des historischen Stadtkerns, wurde ab 1226 erbaut und später erweitert. Die Basilika ist äußerlich recht schlicht gehalten. Die verwundert nicht, wurde sie doch vom Bettelorden der Dominikaner erbaut. Und die sind nun 'mal der Armut verpflichtet.
Da kommt der Dom von Siena (Duomo di Siena - Cattedrale Metropolitana di Santa Maria Assunta) wesentlich prachtvoller daher. Das Gotteshaus im gotischen Stil mit seinem weißen und dunkelgrünen Marmor entstand im 13. Jahrhundert.
Und was hat Siena sonst noch zu bieten? Einiges! Erkundet einfach die Gassen und Sträßchen und genießt das Flair.
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Das war der Teil 2 über die Reisen im Sommer 2020 und der erste Teil der Berichterstattung über die Toskana. Weiter mit dem Reisebericht über die Toskana geht es im nächsten Teil.
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Karte der Ziele in diesem Bericht:
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