Im dritten Teil geht es zum ersten Mal an die Westküste, wir fahren unter und über den Atlantik, wir besuchen ein rotes Dorf. Ålesund schauen wir uns von oben an und Geiranger ist wolkenverhangen. Unsere Fahrten über die Nationalen Touristenstraßen in Norwegen werden von Petrus nicht wohlwollend verfolgt.
25. Juni 2022 - Die Fahrt unter dem Atlantik
Der heutige Tag war eher ein ruhiger, denn er sollte uns lediglich von Molde in die Nähe der Atlantikstraße führen, die am nächsten Tag auf dem Programm stand. Also schliefen wir aus und ließen uns beim Frühstück Zeit. Am Morgen war es wechselhaft bewölkt, aber am späteren Vormittag setzte sich die Sonne durch.
Molde
Die Stadt Molde besichtigten wir nicht. Sie liegt zwar schön am Ufer des Romsdalsfjords, aber bis auf die Domkirche und das futuristisch gebaute Scandic Seilet Hotel gab es nichts, was uns anzog.
Ein Campingnachbar hatte uns aber den Tipp gegeben, das Romsdalsmuseum in Molde zu besuchen.
Das Romsdalsmuseum liegt nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt. Es wurde 1912 gegründet und seit 1928 ist es für die Bevölkerung geöffnet. Das Freilichtmuseum ist eines der größten Volkskundemuseen Norwegens und besteht nicht nur aus dem Gelände in Molde, sondern es gibt auch weitere Standorte in der Region.
In Molde wurden circa 50 historische Gebäude originalgetreu wieder aufgebaut und das Gelände zeugt vom Leben der Norweger beginnend in der Wikingerzeit. Viele Häuser können auch von innen besichtigt werden und geben so Auskunft über die "Wohnsituation" früherer Generationen.
Auf dem Gelände werden viele öffentliche und private Veranstaltungen durchgeführt, so auch das Molde International Jazzfestival (Moldejazz).
Der Eintritt in das Romsdalsmuseet beträgt 100 NOK (ca. 10 € für Erwachsene) und das Museum ist von 12:00 bis 16:00 Uhr geöffnet.
Hinter dem Romsdalsmuseum befindet sich außerhalb des Geländes im Übrigen noch ein Aussichtspunkt, der aber aufgrund des hohen Baumbewuchses nur eine eingeschränkte Sicht auf Molde und den Romsdalsfjord freigibt.
Kristiansund und Umgebung
Anschließend verließen wir Molde in nordöstlicher Richtung über die E39 in Richtung Kristiansund. Auf der kleinen Insel Bergsøya zweigt die E39 dann in Richtung Trondheim ab. Wir fuhren aber weiter über die 70 und gelangten nach Kristiansund. Ein Blick von einer höher gelegenen Brücke auf den Ort musste reichen, denn ein Besuch des auf verschiedenen Inseln gelegenen Küstenortes ist laut dem Ergebnis unserer Recherche kein Muss. Der Grund dafür liegt wieder einmal darin, dass die Deutschen 1940 den Ort mit Bomben in Schutt und Asche gelegt haben und die Nachkriegsarchitektur den Ton angibt.
Wer von euch aber nach Kristiansund hineinfährt, der kann mit der winzigen Fähre Sundbåten zwischen einigen Inseln hin und her schippern. Am Landungssteg Milnbryyga könnt ihr das Norwegische Klippfischmuseum besuchen. Der Klippfisch ist ein gesalzener und luftgetrockneter Seefisch. Meist wird Kabeljau verwendet aber nicht nur. Um den Bogen zu go-algarve.de zu spannen, in Portugal wird dermaßen konservierter Fisch Bacalhau genannt. Schließlich befindet sich die älteste Oper Norwegens in Kristiansund.
Kristiansund verließen wir über die 70 und wir schlugen uns später auf die 64. Dort verschwanden wir unter dem Atlantik, um auf die nächste Insel zu gelangen. Der Atlanterhavstunnelen ist etwas weniger als sechs Kilometer lang und an seiner tiefsten Stelle liegt er 250 Meter unter der Meeresoberfläche. Es geht also knapp 3 Kilometer abwärts und anschließend über dieselbe Distanz wieder hoch.
Averøya und Ljøsøya
Als wir aus dem Atlantik wieder auftauchten, befanden wir uns auf der Insel Averøya und an der norwegischen Schärenküste. Schären sind kleinere Inseln, die in den Eiszeiten entstanden. Denn da wälzten sich gewaltige Gletscher durch das Land und schliffen die unter ihnen liegenden Gesteinsmassen ab. Wo durch den Vorgang nicht das Meer die Oberhand gewann, entstanden die Schäreninseln mit ihren Höckern. Schären gibt es vor allem in Skandinavien und in Kanada.
Weiter ging es auf der 64 über Averøy in Richtung Karvåg. Vor Karvåg verließen wir die 64 und die "Kreisstraße" 251 sowie der Storsandøyveien brachten uns zunächst zur kleinen Insel Storsandøya. Von dort nahmen wir den Ljøsøyveien zu der noch kleineren Insel Ljøsøya, denn auf dem dortigen Campingplatz Lysø Camping og Rorbu Utleie schlugen wir unser Nachtlager auf. Aufgrund der frühzeitigen Anreise fanden wir noch einen schönen Platz am Ufer und konnten den Blick auf das Wasser genießen. Ansonsten wird auf dem recht weitläufigen Gelände auf Wiesen geparkt, die teilweise aber sehr matschig und daher nicht benutzbar waren. Der Campingplatz besitzt keinen hohen Standard und die Infrastruktur ist in die Jahre gekommen, aber es war ok. Manchmal hilft die Lage, um über ein paar Defizite hinwegzusehen. Außerdem findet man in der Ecke nicht viele Alternativen. Der Preis für eine Nacht inklusive Strom lag unter 30 Euro.
Zwischenzeitlich war es sehr warm geworden, was uns aber nicht davon abhielt, die Insel Ljøsøya noch per pedes zu erkunden. Ein schönes Fleckchen Erde, das können wir bestätigen.
Abends wurde wieder mal gegrillt, denn die Sonne ging zwar nicht unter, verbreitete aber ein schönes warmes Licht.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Molde zur Insel Bergsøya (E39)
- Insel Bergsøya nach Kristiansund (70)
- Kristiansund nach Averøy (64)
- Averøy nach Hosevatnet (64)
- Hosevatnet zur Insel Ljøsøya (251, Storsandøyveien, Ljøsøyveien)
Insgesamt 103 Kilometer
26. Juni 2022 - Die Fahrt über den Atlantik und zum roten Dorf
Atlantikstraße/Atlanterhavsveien
Zunächst mussten wir über den Ljøsøyveien und den Storsandøyveien zurück zur 64 fahren. Dann ging es rechts ab in Richtung Karvåg.
Nicht weit hinter Karvåg startet die Fahrt über den Atlantik, denn dort beginnt die von der norwegischen Touristikbranche als schönste Autofahrt der Welt vermarktete Atlantikstraße. Und um die Bedeutsamkeit des Atlanterhavsveien zu untermauern, wurde sie zu einer der Norwegischen Landschafsrouten gekürt.
Bitte ordnet es nicht falsch ein: Die Fahrt über die Atlantikstraße führt durch eine schöne Landschaft und lohnt sich, aber die Einstufung als schönste Autofahrt der Welt dient eher dazu, möglichst viele Reisende anzulocken.
Die Atlantikstraße ist nicht lang. Sie misst lediglich 8274 Meter und reicht von Karvåg auf der Insel Averøy bis nach Vevang auf dem "Festland". Erbaut wurde der Atlanterhavsveien in den Jahren 1983 bis 1989. Um die Baukosten wieder einzufahren, wurden in den ersten zehn Jahren nach Eröffnung Mautgebühren erhoben.
Die Atlantikstraße verbindet über acht Brücken zahlreiche Inseln, Schären und Holme. Wenn ich das richtig nachgelesen habe, sind Holme wie Schären entstanden, sie haben aber einen üppigeren Pflanzenbewuchs. Die auffälligste und größte Brücke ist die Storseisund-Brücke. Sie ist mit 260 Metern nicht nur die längste, sondern hat mit 23 Metern auch die größte lichte Höhe.
Ihr findet mehrere Möglichkeiten, während des Inselhoppings anzuhalten und die Landschaft zu genießen. An den offiziellen Aussichtspunkten kann es in der Saison schon einmal voll werden.
Weiter zum roten Dorf Bud
Die meisten Reisenden fahren, wenn sie die Atlantikstraße passiert haben, weiter über die 64 weg vom Meer in südliche Richtung. Davon zeugt die abnehmende Zahl an Wohnmobilen, wenn man in Vevang die 64 verlässt und geradeaus weiter auf die 663 nach Farstad fährt. In Farstad empfehlen wir Euch, auf die 238 nach Hustad und in dem genannten Ort auf die 235 abzubiegen. Denn dann habt ihr die Möglichkeit, die wunderschöne Schärenküste ohne große Touristenansammlungen zu genießen.
Hinter Hustad befindet sich die kleine Aussichtsplattform Askevågen. Die haben wir aber verpennt. Stattdessen hielten wir an anderer Stelle an, genossen den Blick auf die Natur und machten unser Kaffeepäuschen.
Am Westzipfel des Küstenverlaufs entlang dieser Straße erreicht ihr den kleinen Fischerort Bud, der fast noch ein Geheimtipp ist. Einst war in Bud der bedeutendste Handelshafen zwischen Bergen und Trondheim.
Am auffälligsten ist im Norden des Ortes zunächst der Festung Ergan mit seinen Bunkeranlagen. Diesen Küstenwall, der Bestandteil des sogenannten Atlantikwalls war, "verdanken" die Norweger den Deutschen aus der Zeit des 2. Weltkrieges. Polnische und sowjetische Kriegsgefangene mussten das Bauwerk seinerzeit errichten. In der Anlage befindet sich das Bud Küstenmuseum (Bud Kystmuseum), das die damalige Zeit und das Leben in der Festung dokumentiert. Es gehört zum bereits erwähnten Romsdalsmuseum. Erwachsene zahlen um die 10 Euro Eintritt.
Warum nenne ich Bud das rote Dorf? Nun, nicht alle Häuser in Bud sind rot, aber am Wasser im Ortskern befindet sich eine stattliche Anzahl rot/gelber Holzbauten, die meist auf Pfählen stehen. Und auf sowas stehe ich halt 😜
Der Abstecher nach Bud hat sich jedenfalls gelohnt, denn wir wurden mit schönen Küstenabschnitten und einem charmanten Dorf belohnt.
Der restliche Tag
Von Bud mussten wir nach Molde zurückkehren und mit der Fähre nach Vestnes übersetzen. Wir folgten der E39 bis nach Sjøholt am Storfjord und übernachteten auf dem Platz Sjøholt Camping. An der Rezeption war erst 'mal niemand und so suchten wir uns ein Plätzchen aus. Wir harrten der Dinge, die da kommen mögen, und tatsächlich tauchte nach zwei Stunden noch ein "Kassierer" auf. 320 NOK waren fällig inklusive Strom. Der Campingplatz hat definitiv schon bessere Zeiten gesehen. Tagesgäste gab es kaum und einige Dauercamper scheinen abhandengekommen zu sein, denn es gab einige Wohnwagen und Hütten in einem bemitleidenswerten Zustand. Auch die Sanitäranlagen wurden seit geschätzten Jahrzehnten nicht mehr modernisiert, waren aber überwiegend sauber.
Für das Abendessen wurde wieder der Trangia Kocher ausgepackt und wir verspeisten Wok Gemüse mit Fleisch, das in einer leckeren Mangosauce mit einer leichten Schärfe eingelegt war.
Nach dem Essen war noch ein Spaziergang am Storfjord vorgesehen, der im Übrigen 86 km lang ist. Aber irgendwie verlief der Wanderweg entlang der nördlichen Seite der Landzunge, an der der Campingplatz war, immer schön im "Landesinneren" und zig Meter breites Dickicht verhinderte den Zugang zum Fjord. Nach einer halben Stunde gaben wir auf und machten uns auf den Rückweg. Sjøholt selbst ist ein typisches norwegischen Örtchen mit ein paar bunten Häuschen und Schuppen am Fjord ohne besondere Sehenswürdigkeiten.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Ljøsøya nach Karvåg (Ljøsøyveien, Storsandøyveien, 251 ,64)
- Karvåg nach Vevang (Atlantikstraße - 64)
- Vevang nach Bud (64, 663, 238, 235)
- Bud nach Molde (664, 663, 64, E39)
- Fähre Molde nach Vestnes (E39)
- Vestnes nach Sjøholt (E39)
Insgesamt ca. 129 Kilometer
27. Juni 2022 - Ålesund und Geiranger
Die Wettervorhersage für diesen Tag verhieß nichts Gutes, an dem wir eigentlich einen relativ langen Tripp von Sjøholt über Geiranger bis nach Grotli nahe des Strynefjellet vorgesehen hatten. Also änderten wir unser Programm: Wir machten einen Abstecher nach Ålesund und setzten uns als Tagesziel Geiranger. Dass wir mit dieser Planänderung die (Wetter)Situation verschlimmbesserten, sollte sich am nächsten Tag zeigen. Aber der Reihe nach.
Ålesund
Ålesund liegt etwa 40 km westlich von Sjøholt und die E39 brachte uns problemlos dorthin. Über die gesamte Distanz führt die Strecke am Storfjord entlang.
Die Stadt mit circa 45000 Einwohnern liegt an der Westküste und am Storfjord. Durch ein schlimmes Feuer wurde Ålesund im Jahr 1904 in Schutt und Asche gelegt. Der darauffolgende Wiederaufbau erfolgte in der Jugendstilarchitektur und Ålesund gilt heute als einer der schönsten Orte Europas mit diesem Baustil.
Zunächst warfen wir einen Blick auf Ålesund von dem Aussichtspunkt Fjellstua auf dem Hausberg Aksla. Wie schön wäre die Aussicht mit ein bisschen Sonne gewesen. Ein Trost: Beim letzten Besuch Mitte der 1980er war das Wetter auch nicht besser. Wir parkten ca. 1,5 km unterhalb von Fjellstua am Aksla Stadion, da die Parkplatzsituation insbesondere für Wohnmobile am Aussichtspunkt nicht so prickelnd ist. Dort gibt es im Übrigen ein Restaurant.
Durch die Stadt selbst fuhren wir nur mit dem Wohnmobil, denn zwischenzeitlich hatte der Regen eingesetzt. Einen Fußmarsch durch Ålesund müssen wir bei einem zukünftigen Besuch nachholen.
Von Ålesund nach Geiranger
Zur Fortsetzung unserer heutigen Etappe mussten wir zunächst denselben Weg nach Sjøholt zurücknehmen. Dort bogen wir auf die 640 ab, die am südlichen Arm des Storfjord entlangführt.
Gerne hätte ich unterwegs das eine oder andere schöne Landschaftsfoto geschossen, aber das Wetter mit dichten Wolken und Regen machte mir einen Strich durch die Rechnung (siehe Foto).
In Lingen stößt die 640 auf die legendäre Kreisstraße 63, die im Romsdalen vor Åndalsnes ihren Anfang nimmt und über den Trollstigen ihren Weg hierher findet. Natürlich geht es für uns in die andere Richtung und wir setzten mit der Fähre von Lingen nach Eidsdal über.
Diese befahren wir ein Stück und legen am Eidsvatnet die obligatorische Kaffeepause mit einem leckeren Bütterchen ein.
Ein paar Kilometer weiter konnten wir am Rastplatz Korsmyra einen ersten Blick auf Teile des Geirangerfjords werfen. Es war immer noch stark bewölkt, aber immerhin hatte der Regen aufgehört.
Nicht mehr weit und wir erreichten die Adlerstraße (Ørnevegen). Die Adlerstraße führt über eine Länge von 8 Kilometer in elf Serpentinen hinunter nach Geiranger. Dabei überwindet sie 620 Höhenmeter und das Gefälle ist mit bis zu 10% nicht unbeträchtlich. Jede Serpentine trägt einen eigenen nahmen. Gleich an der ersten Serpentine, der Ørnesvingen, befindet sich der Aussichtpunkt Ørnesvingen mit einem wunderbaren Blick auf das Tal und den Geirangerfjord. Dort herrschte das absolute Chaos. Nicht nur PKW und Wohnmobile belegten jeden freien Halteplatz, auch die Reisebusse der Kreuzfahrttouristen stapelten sich auf dem Parkplatz und auf der Straße. Eigentlich ging nichts mehr, aber meine Adleraugen entdeckten eine Lücke hinter einem querstehenden Bus. Trotz deutlich wahrnehmbarer Missfallenskundgebungen vom Beifahrersitz ob meiner Aktion, setze ich unser WoMo rückwärts in die identifizierte Lücke, ohne Menschen oder Material zu touchieren.
Wenige Minuten später war der Spuk vorbei, die Touristenbusse brachten ihre Ladung zurück in das schwimmende Hochhaus im Geirangerfjord und wir konnten den Ausblick von hier oben genießen.
Anschließend musste fleißig gekurbelt und anderen Fahrzeugen ausgewichen werden, denn durch die 11 Serpentinen ging es hinunter nach Geiranger.
Geiranger
In Geiranger angekommen, ließen wir den Ort erst einmal links liegen und fuhren zu unserem Campingplatz. Wir hatten uns für das Vinje Camping entschieden, um dem potenziellen Trubel in Geiranger selbst zu entkommen. Mit diesem Campingplatz hatten wir vor drei Jahren gute Erfahrung gemacht und das sollte auch dieses Mal nicht anders sein. Der Preis: 35 Euro für die Nacht inklusive Strom.
Wir suchten erst einmal nach einem einigermaßen ebenen Stellplatz ohne viel Matsch und richteten uns ein.
Dann machten wir uns zu Fuß auf dem Weg nach Geiranger. Über die Landstraße sind es ungefähr 1,7 Kilometer. Ab dem Hotel Geiranger bietet sich aber eine Abkürzung über einen Wanderweg entlang des Flusses und des Wasserfalls Storfossen an. Der Nachteil: Je nach Windrichtung sorgt die Gicht des Storfossens für eine kostenlose Dusche für den Wanderer. Das ist auch kein Wunder, denn der Storfossen rauscht mit ordentlich "Kawupptisch" tosend talabwärts gen Geirangerfjord. Wir bekamen sie natürlich, die kostenlose Dusche.
Habt ihr auf diesem Weg den Abstieg nach Geiranger geschafft, landet ihr erst einmal am Campingplatz von Geiranger. Das ist ein recht großer Platz, der die halbe Wasserfront des Ortes einnimmt. Hier trafen wir einen alten Bekannten wieder, der uns schon mehrfach begegnet war, zuletzt auf der Atlantikstraße: Ein uralter VW T1 Samba Bus in rot und weiß. Wenn man so ein Schätzchen heutzutage erstehen will, muss man schon an die 100 Tausender auf den Tisch legen.
Wir hielten uns rechts und latschten in den Ort. Obwohl, ein Ort in dem Sinne ist Geiranger gar nicht, denn Wohnhäuser sind rar (immerhin gibt es eine Kirche). Vielmehr dient Geiranger der Dienstleistung an den Touristen. Und die kommen reichlich; mit den schwimmenden Hochhäusern, den Kreuzfahrtschiffen, sogar zu reichlich. So gibt es in Geiranger natürlich einen Kai zur Abfertigung der Schiffe und ansonsten Restaurants und Geschäfte. An den Restaurants gehen die Kreuzfahrer natürlich vorbei, denn schließlich gibt es ja auf dem Schiff all inclusive. An dem Tag hatten wir Glück: Es lag nur ein Kreuzfahrtschiff im Fjord und die Fahrgäste waren bereits wieder an Bord. Was positiv auffiel: Das Schiff stieß keine Rußwolken aus, sondern wurde während des Aufenthalts offensichtlich mit Landstrom versorgt.
Tipp:
Nichts ist schlimmer in und um Geiranger als die zeitgleiche Anwesenheit mehrerer Kreuzfahrtschiffe. Auf der Internetseite des Geiranger Cruise Port könnt ihr euch frühzeitig informieren, welche Schiffe Geiranger an den einzelnen Tagen anlaufen.
Der Grund, warum so viele Menschen nach Geiranger kommen, ist natürlich einleuchtend. Mit dem gleichnamigen Ford liegt einer der schönsten Fjorde Norwegens direkt vor der Haustür. Selbst wolkenverhangen ist er schön 😉. Mit einem der Ausflugsschiffe über den Fjord zu schippern, das solltet ihr nicht auslassen. Vorbei an den sieben Schwestern und dem Freier erwarten euch tolle Eindrücke. Haben wir 2019 auch gemacht und es war lohnenswert. Und dann gibt es um Geiranger herum natürlich die großartigen Aussichtspunkte auf das Tal und den Fjord. Den Aussichtpunkt Ørnesvingen haben wir bereits erwähnt, zu dem Aussichtpunkt Flydalsjuvet und zu Dalsnibba kommen wir noch.
Wir hatten Hunger und nahmen auf der Terrasse des Geiranger Hotel bei knapp über 10 Grad Platz. Man muss sich den norwegischen Verhältnissen halt anpassen. Es gab Fish 'n' Chips, einen Hamburger mit Pommes, ein Glas Wein mit o,1 Liter Inhalt und ein 0,.33 Liter Geiranger Pale Ale. Das machte 70 Euro, aber das Geiranger Pale Ale für 10,50 war echt lecker.
Gesättigt machten wir uns auf den Rückweg zu unserem Campingplatz. Dieses Mal ging es an der Straße entlang, denn nach einer erneuten Dusche am Storfossen war uns nicht. Zurück am Campingplatz gab es wieder Regen und preiswerteres Bier aus der Dose.
Wetterbedingt ist die Fotoausbeute am Geirangerfjord eher bescheiden. Da sah es 2019 besser aus (siehe Norwegen 2019, Teil 3).
Der Tag in der Zusammenfassung
- Sjøholt nach Ålesund (E39)
- Ålesund nach Sjøholt (E39)
- Sjøholt nach Lingen (650)
- Lingen nach Eidsdal (Fähre)
- Eidsdal nach Geiranger (63)
Insgesamt ca. 150 Kilometer
28. Juni 2022 - Warum immer schlechtes Wetter, wenn .... (Teil 1)
.... wir in diesem Urlaub eine Etappe über eine Hochebene machen? Den Reinfall Tindeveien aufgrund Nebel und Regen haben wir ja noch überwunden, weil sich Petrus auf dem Sognefjellsvegen wenigstens einigermaßen zusammenriss. Aber nach dem heutigen Tag werden wir uns die Frage stellen, ob uns ein böswilliger Troll in diesem Jahr auf unserer Reise verfolgte.
Von Geiranger nach Grotli
Wir verließen Geiranger in südlicher Richtung auf der 63. Dabei geht es kurvenreich über enge Straßen erst einmal wieder ordentlich hoch.
Bereits 4 Kilometer hinter Geiranger erreichten wir den Aussichtsplattform Flydalsjuvet, von der wir uns von dem schönen Geirangerfjord verabschieden konnten. Es hatte viele Wolken, aber immerhin konnten wir bis nach unten gucken 😉.
Anschließend quälten wir das Wohnmobil weiter nach oben bis zum See Djupvatnet. Warum erwähne ich den? Zum einen haben wir hier drei Jahre zuvor bei Sonnenschein gefrühstückt 😢 und zum anderen gelangt ihr von hier über eine Privatstraße zu einem weiteren markanten Punkt, nämlich dem Aussichtspunkt Dalsnibba mit der Plattform Geiranger Sky Walk. Auch von hier schaut ihr wieder ins Tal und auf den Geirangerfjord, aber aus einer noch atemberaubenderen Perspektive. Und die Rückfahrt zur 63 verwöhnt euch auch mit vielen sehenswerten Ansichten. Wenn also das Wetter es zulässt, macht unbedingt diesen Abstecher. Witterungsbedingt verzichteten wir in diesem Jahr auf die Aussicht.
Wir fuhren die 63 und die 15 weiter und passierten den Lægervatna und den Breiddalsvatnet, bevor wir Grotli erreichten. In Google Maps ist der Lægervatna übrigens fälschlicherweise mit Langvatnet beschriftet.
Gamle Strynefjellsvegen
In Grotli verließen wir die 15 und bogen rechts auf die 258 ab, denn hier beginnt der Gamle Strynefjellsvegen. Gamle bedeutet alt und bezeichnet damit die alte Verbindungsstraße zwischen den Kommunen Skjåk im Hochland und Stryn am Fjord. In Betrieb genommen wurde diese 27 km lange Straße im Jahr 1894. Seit 1997 gehört sie zu den nationalen Touristenstraßen Norwegens. Heute können Reisende über die 15 und durch diverse Tunnel viel schneller und vor allem ganzjährig nach Stryn gelangen.
Aber wir wollten ja was sehen, nahmen den Umweg über den Gamle Strynefjellsvegen und sahen verhältnismäßig wenig. Aber manchmal muss man auch mit weniger zufrieden sein und die Aussichten genießen, die sich bieten. Bei schönem Wetter über diese Straße über eine Hochebene zu fahren, kann ja schließlich jeder. Auf der Hochebene befindet sich im Übrigen auch das Sommerskigebiet von Stryn.
Bei dem Gamle Strynefjellvegen handelt es sich um eine Schotterstraße, die auch relativ eng ist. Also immer nach Gegenverkehr und Ausweichmöglichkeiten Ausschau halten. Geöffnet ist er von Mai bis September.
Vor Videseter stößt der Gamle Strynefjellsvegen wieder auf die Reichsstraße 15.
Bedient zum Nachtquartier
Ein wenig enttäuscht waren wir schon, dass Petrus uns die Show vermasselt hatte.
Ohne große Lust auf weitere Stopps an diesem Tag und bei diesem Wetter setzen wir unsere Fahrt fort. In Stryn stießen wir auf den Innvikfjord, einem Seitenarm des Nordfjord.
In Stryn verließen wir die Reichsstraße 15 und avisierten über die 60 den kleinen Ort Loen an. Dort wurden wir bei der Suche nach einem Quartier für die Nacht fündig. Ca. 2 Kilometer östlich von Loen befindet sich der Platz Tjugen Camping am Fluss Loelva. Für 32 Euro inklusive Strom verbrachten wir die Nacht auf einem der schönsten Campingplätze unserer Reise. Dies betrifft nicht nur den Standard des Platzes, sondern auch seine Lage am Fluss und umgeben von Bergen.
Und für die am Tag erlittenen Qualen wurden wir noch entschädigt: Am Abend ließ sich die Sonne wieder blicken.
In Loen befindet sich im Übrigen der Loen Skylift. Er bringt euch für 55 Euro hinauf auf den 1011 m hohen Mt. Hoven, von wo aus ihr vermutlich eine spektakuläre Aussicht auf die umliegende Landschaft habt. Wir waren schon in Åndalsnes oben auf dem Berg und waren an dieser Stelle zu geizig, noch einmal so viel Geld für eine Seilbahn auszugeben.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Geiranger nach Grotli (63, 15)
- Grotli - Videseter (258, 15)
- Videseter nach Stryn (15)
- Stryn nach Loen (15)
Insgesamt ca. 112 Kilometer
Soweit der dritte Teil der Berichterstattung über unsere Norwegenreise 2022. Den vierten Teil könnt Ihr hier direkt aufrufen.
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