Wie im ersten Bericht über unseren Portugal-Urlaub 2018 erwähnt, sind wir zunächst durch den Norden und die Mitte Portugals gereist, um anschließend im Süden des Landes, in der Algarve, einige Wochen zu relaxen. Dabei zog es uns wieder einmal nach Fuseta, einem Ort, den wir bereits im Jahr 2016 kennen- und liebengelernt haben. Anfang September war der ideale Zeitpunkt für unseren Aufenthalt: Die Touristenströme in der Region ebbten ab.
Algarve
Die etwas über 350 Kilometer von Óbidos nördlich von Lissabon nach Fuseta in der Algarve sind wir gemütlich über die Landstraßen gezottelt. Wir hatten es nicht eilig und so sparten wir auch noch die Maut, die in Portugal vor allem, wenn - wie in unserem Fall - der Wagen in Höhe der ersten Achse über 105 cm ist, nicht billig ist. Unser Ziel erreichten wir am frühen Nachmittag bei herrlichstem Wetter. Wir bezogen die gemietete Wohnung, richteten uns ein und machten erst einmal die Besorgungen für die ersten Tage.
Bildergalerien zur Algarve sind in diesem Berichtsteil nicht implementiert, da diese unter Sehenswertes zu den einzelnen beschriebenen Orten abgerufen werden können.
Fuseta
Warum Fuseta? Wir waren, wie bereits erwähnt, schon des Öfteren in der Algarve. Zwei Orte haben wir dabei besonders ins Herz geschlossen: Zum einen Carrapateira an der rauen Westküste der Algarve und zum anderen das kleine Städtchen Fuseta in der sogenannten Sand-Algarve im Naturschutzgebiet Ria Formosa. Trotz des Tourismus, den es zweifelsohne auch in Fuseta gibt, hat der Ort seinen ursprünglichen Charme als Fischerdorf bisher erhalten können. Die für die Region typischen quadratischen und weiß getünchten Häuser zieren die Gassen und Sträßchen. Früh am Morgen fahren die Fischer mit ihren kleinen Bötchen auf das Meer hinaus, um einige Stunden später mit einem eher spärlichen Fang in den Hafen im Kanal zurückzukehren. Nach Feierabend wird am Kanal eine Runde Boule gespielt.
Die Bewohner treffen sich von morgens früh bis in den Abend in den Cafés in der Rua da Liberdade und auf dem Dorfplatz, die letzten Neuigkeiten werden ausgetauscht. Die Touristen mischen sich tagsüber unters Volk und entschwinden am Abend nach dem Essen wieder in ihre Ferienwohnungen und -häuser im Umland. Dann gehört Fuseta wieder den Einheimischen und der begrenzten Anzahl von Touristen, die im Ort eine Bleibe gefunden haben. Um Missverständnissen vorzubeugen, im Juli und August wird es auch in Fuseta tagsüber proppenvoll, aber das ist heute nun einmal überall der Fall, wo es schön ist und das Meer lockt. Und zu allem Überfluss hat der Schriftsteller Gil Ribeiro noch einen Bestseller mit seinem Buch "Lost in Fuseta" gelandet und damit den Ort der Öffentlichkeit noch bekannter gemacht.
Und noch etwas anderes verdankt Fuseta seine Attraktivität: Es ist die Lage an der Lagunenlandschaft Ria Formosa. Geschützt vor dem Meer durch die vorgelagerten Sandinseln ist die Lagunenlandschaft ein Paradies für Vögel und sie wird auch vom Menschen zur Muschel- und Austernzucht genutzt. Bei Ebbe herrscht in der Lagune reges Treiben und die Fischer bewirtschaften die Muschel- und Austernbänke. Bei Flut ist von ihnen nichts mehr zu sehen, Der Mensch genießt dieses abwechslungsreiche Naturschauspiel. Die vorgelagerten Inseln sind bei den Sonnenanbetern und Badegästen sehr beliebt. Zwar besitzt Fuseta einen Strand in der Lagune (klasse für Kinder), aber wer das Meer liebt, der setzt mit den von April bis Oktober regelmäßig verkehrenden Booten auf die Ilha da Armona über und genießt die Wellen. Außerhalb der genannten Zeiten muss man sich ein Wassertaxi mieten. Durch Stürme und Fluten werden die vorgelagerten Inseln des Öfteren in Mitleidenschaft gezogen und aktuell wurden sie bei unserem Aufenthalt wieder aufgebaut, damit sie ihrer Funktion als Schutz der Lagune vor dem Meer weiter nachkommen können.
Wir waren überwiegend echt faul während unserer Zeit in Fuseta: Aufstehen, wenn man wach wird, ausgiebig frühstücken, 'rüber auf die Ilha da Armona, ein Käffchen nach der Rückkehr, dann Siesta, vielleicht noch einkaufen, dann zum Abendessen und noch ein bis mehrere Absacker beim "Dentisten" (Erläuterung dazu folgt).
Apropos Abendessen: In Fuseta isst man gut und günstig. Natürlich keine Gourmetküche, sondern alles recht einfach. Etwas Anderes kann man bei den paar Scheinen, die man hinblättert, auch nicht erwarten. Aber es schmeckt! Erste Anlaufpunkte sind am Kanal das Cafe dos Mestres und das Casa Corvo, wo vorzugsweise frischer Fisch vom Grill gegessen wird, und das Restaurant Capri am Dorfplatz. Auch das A Lota am Kanal an der kleinen Markthalle hat sich gemausert. Für Vegetarier bietet sich das Restaurant Escandinavia Green Spirit auf der Rua Tenente Barroso an. Wir haben es ausprobiert, es war lecker.
Wer ein gutes und günstiges Frango (Hähnchen) Piri Piri essen möchte, der sollte sich das Restaurant Frango da Ria an der N125 zwischen Olhão und Alfandanga/Fuseta nicht entgehen lassen. Es liegt kurz vor der Abzweigung nach Fuseta. Besonders gern sind wir zum Essen ein paar Kilometer zu "Mama" nach Quelfes gefahren. Dies ist ein Familienrestaurant namens Casa de Pasto do Carmo, das wir "Mama" nennen, weil nur die Mutter berechtigt ist, die Rechnung für die Gäste auszustellen. Diese wird auf die Tischdecke geschrieben. Ansonsten schaut euch um, in Fuseta und Umgebung gibt es Restaurants ohne Ende.
Ach ja, der Dentist: Dies ist der Kellner unserer Absackerkneipe. Ihm mangelt es besonders im Unterkiefer an Zähnen und, da wir seinen Namen nicht kannten, nannten wir ihn den Dentisten. In den früheren Jahren hieß er lt. regelmäßigen Besuchern Fusteas der Anchorman, weil er jeden Abend Hosen mit Ankern trug (er soll mehrere besessen haben).
Nicht vergessen will ich den Hinweis, dass es in Fuseta einen Campingplatz gibt. Er ist nicht der Luxuriöseste, aber er liegt mitten im Ort an der Lagune. Besser geht es nicht. Wollen wir hoffen, dass sich Gerüchte, wonach der Campingplatz einem Hotel weichen soll, als falsch herausstellen oder dass die Bewohner erfolgreich gegen diese Maßnahme kämpfen.
Natürlich haben wir trotz unserer Faulheit den ein oder anderen Ausflug in der Algarve unternommen.
Monchique-Gebirge
So starteten wir einen etwas weiteren Trip in das Monchique-Gebirge. Es war erschütternd, die Waldbrände in diesem Jahr haben "ganze Arbeit" geleistet. Ich weiß nicht, wieviele Hektar Wald den Bränden zum Opfer fielen, aber vom Gipfel des Foia sieht man das ganze Ausmaß der Katastrophe. Die Feuerwehr konnte sich nur darauf konzentrieren, ganze Ortschaften und einzelne Häuser vor den Flammen zu retten. Besonders "eindrucksvoll" sah man das in dem Kurort Caldas de Monchique.
Loulé
Nach Loulé zieht es uns jedes Mal, wenn wir in der Region sind. Der Ort an sich ist nett, aber das eigentliche Highlight ist die Markthalle, eine der schönsten der Algarve. Wir waren samstags dort. Dann ist es zwar sehr voll, aber auch in den Außenbereichen bieten die Händler ihre Produkte an.
Olhão und Tavira
Dies sind die beiden, größeren Nachbarorte von Fuseta im Westen und im Osten. Tavira im Osten ist zweifelsohne der schönere Ort, aber auch Olhão hat Einiges zu bieten. Dazu gehört auch wieder eine größere Markthalle mit einem reichhaltigen Produktangebot aus dem Meer und von Land. Vor allem kann man von Olhão auf die Ilha da Culatra übersetzen. Alles dort ist auf Sand gebaut. Die Wege bestehen aus in den Sand gelegten Platten, die Häuser stehen auf Sand und sind klein (und manchmal illegal gebaut). Motorisierte Fortbewegungsmittel gibt es bis auf ein paar Trecker für die Lieferung von Speis und Trank nicht. Die Uhren ticken hier noch langsamer als auf dem portugiesischen Festland, alles wirkt entschleunigt. Nehmt die Fähre von Olhão zum Ort Culatra, schaut Euch die kleinen Fischerhäuser an und wandert dann die drei bis vier Kilometer von Culatra am Strand entlang zur zweiten Hauptsiedlung auf der Insel, nach Farol. Dieser Ort heißt so, weil dort der Leuchtturm steht. Von Farol aus fährt das Schiff zurück nach Olhão. Laben kann man sich sowohl in Culatra als auch in Farol.
Lagos
Die ca. 30.000 Einwohner zählende Stadt liegt nicht gerade in der Nachbarschaft von Fuseta, aber auch dorthin fahren wir gerne. Lagos ist schon ein bisschen größer und die Stadt hat sich trotz aller Touristen ihren ursprünglichen Charme bewahrt. Deshalb wird Lagos von den Touristen auch als Top-Adresse eingestuft. Das Bummeln durch die Gassen mit den vielen kleinen Läden macht Spaß und es gibt die ein oder andere Sehenswürdigkeit zu betrachten: Von historischen Häusern über nette Plätze und alte Kirchen bis hin zum Sklavenmarkt, der zugleich an die ruhmreiche und unrühmliche Geschichte Portugals in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrtausends erinnert. Wer in Lagos ist, sollte es nicht verpassen, die Felsformation Ponta da Piedade in der Nähe zu besuchen. Auch die Strände von Lagos sind aufgrund der Felsformationen sehenswert.
Carrapateira
Eingangs dieses Berichtteils habe ich ja schon geschrieben, dass Carrapateira einer meiner beiden Lieblingsorte in der Algarve ist. Dabei steht Carrapateira eigentlich für die gesamte raue und wilde Westküste der Algarve, die zum Naturschutzgebiet Costa Vicentina (voller Name: Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina) gehört.
Carrapateira ist nur eine kleine 250-Seelen-Gemeinde, deren Einwohnerschaft sich in der Saison zumindest verdreifacht. Mit dem Praia do Amado und dem Praia da Bordeira besitzt Carrapateira zwei schöne Strände. Der Erste ist besonders bei Surfern beliebt, der Zweite ist sehr weitläufig und in den Lagunengewässern an der Mündung des Ribeira da Carrapateira können Kinder schön und ungefährdet planschen.
Die Küstenstraße (na ja, nur teilweise geteert) um Carrapateira herum ist ein absolutes Muss. Sie führt durch die Landzunge Pontal (auch Cabo Pontal oder Pontal da Carrapateira genannt) und bietet reihenweise tolle Aussichten. Dabei kommt man an den beiden genannten Stränden vorbei. Wir waren auch in Carra, wie es die Kenner nennen, um meine Schwester, die dort ein kleines Häuschen besitzt, und den langsamsten Wirt Portugals zu besuchen. Seinen Namen und den seiner Kneipe verschweige ich an dieser Stelle natürlich. Ich will ja niemanden denunzieren. Außerdem war es nett gemeint.
Die Westküste wird sehr viel von Rucksacktouristen und Wohnmobilisten bereist. Leider benehmen sich sehr viele daneben, lassen ihren Müll in der Landschaft zurück und erledigen ihre "Geschäfte" irgendwo. Mein Appell: Lasst es bitte, sonst stehen nachher noch mehr Schilder mit der Aufschrift: "Camper not allowed!" an den schönen Plätzen der Algarve.
Die vier Wochen in der Algarve gingen rasend schnell vorbei. Ende September machten wir uns auf den Rückweg nach Deutschland. Dabei ging es in zwei Etappen zunächst zurück in den Norden Portugals. Darüber berichten wir bald in dem vierten und letzten Teil unseres Reiseberichtes über den Portugal-Urlaub 2018.