Weiter geht es mit dem dritten Teil des Skandinavien Roadtrips im Jahr 2023. Wir befinden uns nun im Herzen Norwegens und lassen uns noch einige Tage von der faszinierenden Landschaft beeindrucken, bevor wir die Rückreise nach Deutschland leider antreten müssen.
21. Juni 2023 - Über das Sognefjellet
Der Mittwoch verläuft anders als geplant. Eigentlich stehen das Sognefjell und der Tindevegen auf dem Programm, aber erstmals macht uns das Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung. So verkürzen wir die Tagestour und sie endet schon nach etwas mehr als 90 Kilometern in Skjolden. Im letzten Jahr landeten wir auch wegen ergiebiger Regenfälle vorzeitig in Skjolden, wenn auch aus einer anderen Richtung.
Der Weg zum Sognefjellet
Zunächst passieren wir an diesem Morgen Lom. Lom ist ein sehr touristisch orientierter Ort und sein Highlight ist die Stabkirche. Diese hatten wir bereits einmal besucht und lassen sie deshalb in diesem Jahr aus.
In Lom zweigt die 55 in Richtung des Sognefjells ab. Die Straße folgt dem Flusslauf des Bøvra und führt zunächst durch das Bøverdalen. Leider ist hier das Wetter bereits ziemlich grau.
Einige Kilometer weiter erreichen wir das Dorf Galdbygde. Hier habt ihr die Möglichkeit, auf den Galdhøpiggvegen abzubiegen. Dieser führt hinauf in das Gebirge Jotunheimen mit dem höchsten Berg Norwegens, dem Galdhøpiggen. Die höchste befahrbare Straße Norwegens führt vorbei an der Siedlung Raubergstulen und endet an der Juvasshytta, einer Bergtouristenstation mit Restaurant und Unterkunft. Hier befindet ihr euch in einer echten Mondlandschaft und von der Juvashytta starten regelmäßig Exkursionen zum Galdhøpiggen. Ihn sieht man übrigens von der Juvashytta nicht, weil andere Erhebungen die Sicht versperren. Ihr braucht nicht davor zurückzuschrecken, zur Juvashytta hinaufzufahren, denn die Straße ist zwischenzeitlich großzügig ausgebaut. Wir ließen den Abstecher deshalb aus, weil wir ihn im Vorjahr unternommen hatten.
Stattdessen steuern wir auf das Sognefjell zu und die Straße führt uns alsbald nach oben.
Sognefjellet
Das Nationale Touristenstraße über das Sognefjell verläuft über 108 Kilometer von Lom nach Gaupne. Die eigentliche Hochebene beginnt aber hinter dem Leirdalen und endet bei Fortun. Die Straße über das Sognefjell ist Nordeuropas höchste Passstraße und führt bis auf 1434 Meter über dem Meeresspiegel hinauf.
Auf der Hochebene erwarten euch einige Aussichtspunkte, die es sich anzufahren lohnt. Und das tun wir auch.
Nufshaug
Am Aussichtspunkt Nufshaug sind wir bereits auf 1160 Metern über dem Meeresspiegel. Hier bieten sich bei gutem Wetter schöne Aussichten auf die eben passierten Täler Bøverdalen und Leirdalen. Bei dem grauen Wetter sieht das leider nicht ganz so spektakulär aus, wie wir es von einer früheren Reise gewohnt waren.
In unmittelbarer Nähe des Aussichtspunkts Nufshaug befinden sich mehrere Wasserfälle und Flussläufe. Besonders ins Auge fällt natürlich der größere Wasserfall direkt am Straßenrand.
Die Natur an diesem Fleckchen Erde ist spektakulär und wir sind sicher, sie wird euch gefallen.
Ein Hinweis: Auf der weiteren Fahrt über das szenisch herausragende Sognefjellet seid ihr für Stopps nicht nur auf die hier beschriebenen Haltepunkte angewiesen. Das Sognefjellet bietet unzählige Möglichkeiten anzuhalten und die atemberaubende Natur zu genießen.
Krossbu
Knapp 2 Kilometer weiter legen wir den nächsten Stopp ein. Hier befindet sich der Berggasthof Krossbu, der im Jahr 1902 eröffnet wurde.
In der Nähe befinden sich ungefähr zwanzig 2000-Meter-Gipfel. Das fällt jetzt nicht so recht auf, weil ihr euch bereits auf rund 1200 Metern befindet. Der Smørstabbreen, der größte Gletscher im Jotunheimen-Gebirge, ist fußläufig erreichbar. Ich habe bei Komoot nachgeschaut, bis zum Gletschersee sind es ab Krossbu 9,4 Kilometer hin und zurück und man benötigt knapp 3 Stunden für die Wanderung, die nicht allzu anspruchsvoll sein soll. Wie ihr aus den Ausführungen an dieser Stelle entnehmen könnt, siegt die Trägheit und wir laufen nicht bis dorthin.
In Krossbu wird gerade Baumaterial in Mengen angeliefert. Dies macht man hier nicht mit LKW, sondern mit Hubschraubern.
Sognefjellshytta
Der höchste Punkt des Sognefjells liegt kurz vor der Sognefjellshytta. Am Fantesteinen befindet ihr euch in einer Höhe von 1434 Metern.
Bis zur Sognefjellshytta ist es vom Fantesteinen nur noch ein Katzensprung. Sie liegt ebenfalls an dem kleinen See Fantesteinsvatnet.
Auch an der Sognefjellshytta habt ihr - Fernglas oder Teleobjektiv vorausgesetzt - einen schönen Blick auf den Gletscher Smørstabbreen und die umliegenden Berge. Der Fantesteinsvatnet ist im Moment noch zugefroren.
Mefjellet
Unweit der Sognefjellshytta liegt der nächste Haltepunkt, der Mefjellet rasteplass. Auch hier gibt es wieder schöne Aussichten über die Region.
Die Steinskulptur von Knut Wold ist ein beliebtes Fotomotiv inmitten der malerischen Gebirgslandschaft. Ich fotografiere, uninformiert wie ich bin, stattdessen ein anderes Denkmal. Die Steinskulptur von Knut Wold schaue ich mir am Abend im Internet an. So richtig etwas damit anfangen, kann ich aber nicht.
Oscarshaug
Schließlich stoppen wir noch an dem Aussichtspunkt Oscarshaug. Hier geht es alsbald wieder bergab. Vom windigen Aussichtspunkt habt ihr insbesondere eine tolle Aussicht auf das Hurrungane-Gebirge und das Tal, in das wir anschließend hinunterfahren.
Schon ist die Fahrt über das fantastische Sognefjellet beendet. Ein bisschen mehr Sonne hätten wir uns auch dieses Mal gewünscht, dann hätten wir auch schöne Postkartenmotive fotografieren können. Aber et kütt wie et kütt, und wir sind glücklich, diese wunderbare Landschaft genießen zu können.
Weiterfahrt nach Skjolden
Eingangs haben wir es schon erwähnt, das suboptimale Wetter auf dem Sognefjellet veranlasste uns dazu, unsere Tagesetappe zeitnah zu beenden. Wir fahren noch 20 Kilometer weiter bis zum Eidsvatnet in Skjolden. Dort befindet sich der Campingplatz Nymoen Leirplass. Es ist ein Platz der einfacheren Kategorie, für eine Zwischenübernachtung aber durchaus in Ordnung. Der Ort Skjolden selbst hat nicht viel zu bieten. Immerhin gibt es ein Lebensmittelgeschäft, wenn ihr Glück habt, ist auch das Kaffee offen und bei gutem Wetter weiß der Blick auf den Sognefjord zu gefallen. Wir "genießen" den Rest des Tages überwiegend den Regen.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Gjeilo Camping/Skjåk nach Lom (15)
- Lom nach Fortun (55)
- Fortun nach Skjolden (55)
Insgesamt ca. 90 Kilometer
22. Juni 2023 - Tindevegen, Schneestraße und Stegastein
Grundsätzlich war die Entscheidung, in Skjolden eine ungeplante Übernachtung einzulegen, die richtige. Zumindest gibt es am Morgen keinen Dauerregen mehr, es ist überwiegend trocken und die Wolken brechen auf. Also machen wir uns, mittelmäßig optimistisch gestimmt, auf den Weg.
Die Fahrt zum Tindevegen
Zunächst heißt es, einige Kilometer zurückzufahren und so folgen wir der 55 über Fortun bis Turtagrø.
Einen kurzen Halt legen wir am Aussichtspunkt in Fortun ein. Von hier oben bietet sich ein schöner Blick auf das gerade passierte Tal mit dem Fluss Jostedøla
Zum Vergrößern ein Bild anklicken:
Tindevegen
Der Tindevegen ist eine private Passstraße und führt von Turtagrø nach Øvre Ardal. Seine Länge beträgt etwas über 30 Kilometer. Es wird eine Maut von 90 Norwegischen Kronen fällig, die ausschließlich per Kreditkarte entrichtet werden kann. In der kalten Jahreszeit ist der Tindevegen nicht passierbar. Seine höchste Stelle liegt auf 1322 Metern.
Kaum sind wir in Turtagrø auf den Tindevegen abgebogen, beginnt es wieder, kräftig zu regnen. Erinnerungen an das Vorjahr wurden wach, als wir die Fahrt über den Tindevegen als die Fahrt über die Milchstraße bezeichneten. Daher suchen wir uns zunächst einen Halteplatz und warten einigermaßen erfolgreich auf Besserung. Zumindest ist die Sicht deutlich besser als im Vorjahr.
Dann setzen wir unsere Fahrt über die schmale und kurvenreiche Passstraße fort. Und dieses Mal können wir tatsächlich die faszinierenden Ausblicke auf das Hurrungane-Massiv und die Gipfel des Jotunheimen-Gebirges genießen. Der Tindevegen ist definitiv einer der vielen Highlights Norwegens.
Gefühlt viel zu schnell erreichen wir Øvre Årdal. Einige Kilometer weiter machen wir am Årdalsfjord erst einmal eine Pause, um uns zu stärken.
Über die Schneestraße zum Aurlandsfjord und weiter nach Flåm
Die Schneestraße
Nach einem Kaffee und einem Bütterchen setzen wir unsere Fahrt entlang des Årdalsfjord und des Lærdalsfjorden fort und erreichen Lærdalsøyri. Beide Fjorde sind Seitenarme des berühmten Sognefjords.
Von Lærdalsøyri gibt es zwei alternative Wege nach Aurlandsvangen und Flåm. Der eine Weg ist der komfortablere und der schnellere. Er führt über die Reichsstraße 5 und durch den mit 24,5 km längsten Straßentunnel der Welt, dem Lærdalstunnelen.
Den Tunnel zu passieren, wäre auch reizvoll, aber wir entscheiden uns für den beschwerlicheren, landschaftlich aber weitaus interessanteren Weg über das Aurlandsfjellet.
Die Provinzstraße 243 schlängelt sich hinter Lærdalsøyri noch einige Kilometer am Lærdals-/Sognefjord entlang. Dann führt sie durch das Erdalen. Der Fluss Erdalselvi ist für längere Zeit unser Begleiter. Die Straße wird schnell enger, kurvenreicher und steiler. Bei Gegenverkehr ist Achtsamkeit geboten, denn nur an den wenigsten Stellen passen zwei PKW aneinander vorbei. Hin und wieder müssen wir einen Zwangsstopp einlegen, denn Schafe blockieren die Straße und machen uns damit deutlich, wer hier oben der Chef ist.
Bald verändert sich die Vegetation. Bäume und Sträucher sind nicht mehr zu sehen, an ihre Stelle tritt eine karge Landschaft. Nachdem zunächst nur die fernen Berggipfel schneebedeckt sind, zeigen sich nun auch entlang der Straße einzelne Schneefelder. Aber der in diesem Jahr relativ warme Frühling hat auch auf dem Aurlandsfjellet ganze Arbeit geleistet und auf dem Snøvegen dominiert oftmals das gerade vom Schnee befreite und noch nicht von der Sonne verwöhnte, braune Gras.
Wir legen auf der Fahrt über das Aurlandsfjellet den ein oder anderen Stopp ein, um dieses Wunderwerk der Natur auf uns wirken zu lassen. Auch die Drohne kommt zum Einsatz.
Stegastein/Aurlandsfjord
Dann geht es weiter Richtung Aurlandsvangen und dem Aurlandsfjord. Es geht bergab und die Serpentinen verdeutlichen, dass ein umfangreicher Abstieg vor uns liegt. Vor den finalen und besonders engen Serpentinen hinunter nach Aurlandsvangen erscheint linker Hand die Aussichtsplattform Stegastein.
Das Bauwerk aus Stahl und mit Holz verkleidet wurde im Jahre 2006 eröffnet, ragt 30 Meter über die Bergseite hinaus und wir befinden uns 650 Meter über dem Aurlandsfjord. Die Aussicht auf den schmalen Aurlandsfjord, der von hohen Bergketten umgeben ist, ist phänomenal. Der Abschluss der Aussichtplattform ist aus Glas und wer sich bis an diese Stelle traut, kann hinunter auf das Dorf Aurland schauen, das wir später erreichen. Die Aussichtsplattform ist nicht jedermanns Sache und Personen mit Höhenangst halten Abstand. Zum Glück habe ich dieses Problem nicht.
Von Vorteil ist, dass wir erst am späten Nachmittag vor Ort sind und nicht in den Trubel kommen, der hier gewöhnlich herrscht. Nur Individualurlauber genießen jetzt die Aussicht, die Touristenbusse sind glücklicherweise schon weg.
Nach einer halben Stunde setzen wir unsere Fahrt fort und bewältigen die letzten, besonders engen Serpentinen hinunter zum Fjord. In Aurlandsvangen folgen wir der E16 weiter bis zu unserem Quartier für die nächsten zwei Tage in Flåm. Wir checken bei Flåm Camping & Hostel ein und belegen den uns zugewiesenen Stellplatz. Wir haben Glück, an diesem Abend überhaupt noch unterzukommen, denn der Campingplatz ist doch sehr voll. Pro Übernachtung werden um die 40 Euro fällig und das Preis-/Leistungsverhältnis ist in Ordnung.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Skjolden nach Turtagrø (55)
- Turtagrø nach Øvre Årdal (Tindevegen)
- Øvre Årdal nach Lærdalsøyri (53, 5)
- Lærdalsøyri nach Stegastein (Fv243 - Schneestraße)
- Stegastein nach Aurlandsvangen (Fv243)
- Aurlandsvangen nach Flåm (E16)
Insgesamt 145 Kilometer
23. Juni 2023 - Der Tag in Flåm und die Fahrt mit der Flåmsbana
Für den heutigen Tag haben wir eine Fahrt mit der Flåmbahn gebucht. Die Flåmsbana ist eine eingleisige, normalspurige Eisenbahnstrecke, die von Flåm hoch hinaus nach Myrdal führt. Auf der 20 Kilometer langen Strecke werden 864 Höhenmeter überwunden. 20 Tunnel sind zu durchfahren und die Steigung auf 80 Prozent der Strecke beträgt 5,5 Prozent. Gebaut wurde die Flåmsbana von 1923 bis 1940. 18 der 20 Tunnel wurden mit Menschenhand vorangetrieben. Insgesamt legt der Zug knapp 30 Prozent seiner Strecke in Tunneln zurück. An der Bergstation Myrdal trifft die Flåmsbahn auf die Bergenbahn. Der ursprüngliche Zweck dieser Eisenbahnstrecke war, Güter vom Seehafen in Bergen in die Fjordregion zu transportieren.
Die Preise variieren je nach Jahreszeit. Wir sind in der Hochsaison unterwegs und so werden pro Person ca. 58 Euro für die Hin- und Rückfahrt fällig. Bei einem gebuchten Roundtrip seid ihr ca. 2 Stunden unterwegs. Ihr könnt auch nur eine Hinfahrt buchen und den Rückweg mit einem geliehenen Mountainbike antreten. Und die Sportlichen und Mutigen unter euch können dies auch noch mit der Flåm Zipline kombinieren. Wir haben uns für die traditionelle Variante entschieden.
Unsere Fahrt beginnt pünktlich und der von einer E-Lok gezogene bzw. geschobene Zug setzt sich langsam in Bewegung. Die ersten paar Kilometer sind die Steigungen noch dezent, aber dann geht es doch merklich nach oben. Bald schon hat der Zug eine Höhe erreicht, die eine wunderbare Aussicht auf das erste Tal bietet, in dem das ursprüngliche Dörfchen Flåm liegen soll. Es geht immer weiter nach oben und die Aussicht auf die Landschaft wird immer imposanter. Unterwegs hält der Zug im Übrigen an neun Bahnhöfen, die diesen Namen eigentlich gar nicht verdienen. Dort steht meistens nur ein schlichtes Häuschen für den Wärter und nicht alle Haltepunkte verfügen über Bahnsteige. Manchmal steigen sogar einige Leute aus oder ein. Meist sind es Touristen, die eine Wanderung antreten oder eine Berghütte gemietet haben.
In Berekvam hält unser Zug für einige Minuten an, um den Gegenzug passieren zu lassen. Anschließend folgt der eher alpine Teil der Fahrt, denn der Zug passiert einen Tunnel nach dem anderen und die Anzahl der Gleisbögen nimmt zu. Im Regelfall verläuft die Strecke auf der einen Seite am Berghang, während die andere Seite wundervolle Ausblicke auf ursprüngliche Landschaften gewährt. Man könnte unentwegt Fotos schießen, wenn da nicht die vielen Tunnel, die hölzernen Schutzkonstruktionen vor Steinschlag und die anderen Reisenden, die stets die Fenster auf der Seite mit den Aussichten in Beschlag nehmen, wären.
Dann folgt ein längerer, etwa 5 Minuten dauernder Stopp. Hier befindet sich der imposante Kjosfossen. Fast alle verlassen den Zug, um einen Blick auf den Wasserfall zu erhaschen und ein Erinnerungsfoto zu schießen. Natürlich bin ich auch dabei und kehre anschließend geduscht in den Zug zurück. Die höchste Priorität hat aber das Trocknen der Fotoausrüstung.
Am Kjosfossen hat der Zug bereits drei Viertel seiner Strecke zurückgelegt. Bald befindet sich der Zug im Vatnahalsentunnel, in dem zur Überwindung der Höhendifferenz Kehrschleifen konstruiert wurden. Anschließend ist Myrdal auf 866 Meter Höhe erreicht, der Anschlusszug der Bergenbahn wird abgewartet und es geht auf den Rückweg.
Am Wasserfall steige ich nochmals aus, denn das Wetter hat sich gebessert und der Kjosfossen erscheint in einem neuen Glanz. Dieses Mal nehme ich auch Huldra im roten Gewand wahr, die mit ihrem betörenden Gesang die Männer vom Weg abbringen will. Ich bleibe standhaft und setze die Fahrt fort.
Schließlich kommen wir wieder in Flåm an. Wir haben die Fahrt am Nachmittag gebucht, es ist kurz nach 18 Uhr und wir haben Hunger. Zielstrebig steuern wir die Fressbuden an und erleben den typischen Norwegen Effekt: Da, wo keine Kreuzfahrttouristen mehr sind, sondern nur noch geizige Individualtouristen, da gibt es kein Geld mehr zu verdienen. Also vernehmen wir jedes Mal dieselbe Auskunft "Sorry closed". Also kaufen wir schnell noch etwas im Supermarkt ein und versorgen uns auf dem Campingplatz selbst.
Die Fahrt mit der Flåmsbana hat sich definitiv gelohnt, wir haben atemberaubende Landschaften gesehen und ein schöner Tag liegt hinter uns.
24. Juni 2023 - Von Flåm über den Hardangerfjord und dem Vøringfossen zur Hardangervidda
Heute wird der Schlussspurt unserer Reise eingeleitet, denn zum letzten Mal heißt es, um mit den Worten von Adolf Tegtmeier alias Jürgen von Manger zu sprechen: Anhalten. Aussteigen. Schön finden. Foto machen. Einsteigen. Weiterfahren. Die darauffolgenden Tage werden dann primär den Zweck der Rückreise erfüllen.
Fahrt von Flåm zum Eidfjord
Wir verlassen Flåm auf der E16 in westlicher Richtung. Unser erstes Etappenziel ist Gudvangen. Hier befinden wir uns am Ende des Nærøyfjord. Der Fjord ist 19 Kilometer lang und an seinen Seiten erheben sich die Berge auf bis zu 1.800 Metern. Der Nærøyfjord soll der schmalste Fjord der Welt sein und an seiner engsten Stelle hat er eine Breite von lediglich 250 Metern. Einer der schönsten Fjorde der Welt ist er allemal. Nicht umsonst führt ihn die UNSECO in der Liste der Welterbe. In Gudvangen endet die Auto- und Personenfähre aus Kaupanger. Mit ihr sind wir vor einigen Jahren einmal gefahren, wobei wir die herausragende Landschaft primär im Regen genießen mussten. Dieses Mal hatten wir einen sonnigen Blick in den Nærøyfjord hinein.
Nur ein Stück weiter befindet sich eine weitere Attraktion, die Stalheimskleiva. Die von Serpentinen geprägte Stalheimstraße gehört zu den steilsten Bergstraßen in Nordeuropa. Auf lediglich 1 1/2 Kilometern bieten sich sensationelle Aussichten. Im Jahr 2019 konnten wir die Straße zumindest noch bergab befahren. Nunmehr ist sie vollständig für den Autoverkehr geschlossen, weil die 170 Jahre alte, handgefertigte Straße den Verkehr der vielen Touristen nicht mehr trägt. Die Zeichen stehen auf eine dauerhafte Schließung der Stalheimskleiva.
Weiter geht es auf der E16 vorbei am Oppheimsvatnet nach Voss. Hier beschließen wir im Kiwi Markt unsere Vorräte aufzustocken und beobachten vom Parkplatz die zahlreichen Gleitschirmflieger am Himmel. Daneben könnt ihr in Voss noch andere Sportarten ausüben: Fallschirmspringen, Rafting und im Winter natürlich diverse Wintersportarten. Der "Vosser" als solcher ist sowieso sehr sportlich: Kein anderer Ort der Welt hat pro Kopf mehr Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften aufzuweisen. Per Herbst 2023 sind es 98.
In Voss verließen wir die E16, die weiter nach Bergen führt, und wechseln auf die Reichsstraße 13 in südliche Richtung. Bei Ulvik geht es in den modernen Tunnel, der zur Hardangerbrücke über den Eidfjord führt. Die Hardangerbrua ersetzt seit 10 Jahren den vorher hier üblichen Fährverkehr. Hinter der Brücke geht es erneut in einen Tunnel und im futuristisch beleuchteten Kreisverkehr im Tunnel nehmen wir die Abfahrt auf die Reichsstraße 7 in Richtung Oslo. Die beiden Tunnel und die Hardangerbrua sind mautpflichtig.
Die Straße schlängelt sich am wunderbaren Eidfjord entlang. Der Eidfjord ist einer der beiden Seitenarme des Hardangerfjords an dieser Stelle. An dem ehemaligen Fähranleger in Brimnes entschließen wir uns zu einer Kaffee- und Kuchenpause. Gegenüber befindet sich der zweite Seitenarm, der Sørfjord. Die grüne Landschaft, die teils noch mit Schnee verzierten Berggipfel und das grünblaue Fjordwasser sind ein ums andere Mal beeindruckend. Die Drohne kommt vor der Weiterfahrt noch zu einem kurzen Einsatz.
Vøringfossen
Hinter dem Eidfjord und den sich daran anschließenden Eidfjordvatnet geht es dann wieder in die Höhe, denn es gilt die Hardangervidda zu erklimmen. Doch bevor wir das Hochgebirge durchkreuzen, gilt es, dem Vøringfossen einen Besuch abzustatten.
Wir stellen unseren Camper auf einem Parkplatz in der Nähe des Fossli Hotels ab und marschieren den kurzen Weg zum Wasserfall. Dort hat man in den vergangenen Jahren fleißig gebaut. So führt jetzt beispielsweise eine spektakuläre Brücke mit einer Spannweite von 47 Metern und mit 99 Stufen über den Wasserfall. Lediglich hinter der Brücke wird noch gebaut, so dass in diesem Jahr noch nicht alle neuen Aussichtspunkte erreichbar sind.
Der Vøringsfossen selbst ist der wohl bekannteste Wasserfall in Norwegen. Von der Hardangervidda stürzt das tosende Wasser 182 Meter hinunter ins Tal Måbødalen. Der Vøringsfossen ist ein Muss, wenn ihr dort in der Nähe seid.
Hardangervidda
Die Hochebene Hardangervidda ist mit fast 3.500 km2 mit Abstand der größte Nationalpark Norwegens. Die Hardangervidda befindet sich auf einem Hochgebirgsplateau zwischen 1.200 und 1.400 Metern über dem Meeresspiegel. Die Reichsstraße 7 führt durch die Hardangervidda und der Streckenabschnitt gehört zu den Nationalen Touristenstraßen Norwegens.
Durch seine Entstehungsgeschichte unterscheidet sich die Hardangervidda wesentlich von anderen Hochebenen in Norwegen. Den Unterschied drückt der zweite Teil des Namens (vidda) aus. Vidda bedeutet "die Weite" und so sind hier nicht die Berggipfel vorherrschend, sondern weite Ebenen, flache Seen und wenige, eher sanfte Erhebungen. Lediglich in Fjordnähe im Westen sind die hohen Berggipfel und weit in die Tiefe stürzende Wasserfälle vorherrschend. Die Landschaft der Hochebene wurde während der Eiszeiten von den Gletschern abgeschliffen und ist damit weitgehend flach.
Somit gewinnt ihr auf der Hardangervidda ganz andere Eindrücke als auf anderen Hochebenen Norwegens. Wir cruisen durch das Gebiet, halten hier und da an und saugen die gewonnenen Eindrücke in uns auf.
Am Abend erreichen wir den Ort Geilo. Hier ist unsere letzte Übernachtungsstation in Norwegen und wir ergattern einen der letzten freien Plätze bei Geilo Hytter og Camping. Spülen muss man hier zwar unter freiem Himmel, aber der Campingplatz weiß zu gefallen.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Flåm nach Vossevangen (E16)
- Vossevangen zur Hardangerbrua (13)
- Hardangerbrua zum Vøringfossen (7)
- Vøringfossen nach Geilo (7)
Insgesamt 228 Kilometer25. bis 28 Juni 2023 - Die Rückfahrt nach Hause
Anschließend blieb nur noch die Rückfahrt vom norwegischen Geilo zurück nach Düsseldorf. Das waren etwa 1.550 Kilometer über Oslo, Göteborg, Malmö, Kopenhagen und Puttgarden. Hierzu gibt es nichts Aufregendes mehr zu berichten und es folgt daher nur ein kurzer Abriss über einzelne Stationen.
Stabkirche Torpo
In Norwegen hielten wir vor Gol bei der Stabkirche von Torpo an. Sie gehört zu den kleineren Ausgaben dieser Kirchenart. Die Stavkirke Torpo wurde erstmals 1310 urkundlich erwähnt. Direkt daneben steht ein "Neubau".
Flå
Ein schönes Fleckchen Erde fanden wir in Flå im Hallingdal. Hier gibt es unberührte Natur, die die meisten Reisenden ohne Halt durchfahren. Wir machten eine Pause und genossen die Natur, den Kaffee und unsere Brotmahlzeit.
Tyrifjorden
Schließlich trafen wir noch auf den Tyrifjorden. Dies ist aber gar kein Fjord, sondern Norwegens fünftgrößter Binnensee. Er liegt vor den Toren Oslos. Der Tyrifjord gehört zu den artenreichsten Seen in Norwegen und ist deshalb bei Angelnden sehr beliebt.
Uddevalla
Zwei Übernachtungen legten wir noch in Uddevalla in Schweden ein. Wir fuhren den großen Campingplatz Unda Camping an. Er wird gerade auf Vordermann gebracht, so dass die Bewertungen im Internet sich verbessern werden. Im Restaurant des Campingplatz wollten wir unser Abschiedsessen zu uns nehmen. Am Abend war der Koch jedoch erkrankt, so dass unsere Reservierung hinfällig wurde.
Maribo
Die letzte Nacht verbrachten wir, wie auf der Hinfahrt die erste, auf dem Campingplatz in Maribo auf der dänischen Insel Lolland. Im Ort bekamen wir auch unser Abschiedsessen und es fiel chinesisch aus.
Zurück nach Deutschland
Am Morgen des letzten Tages ging es mit der Fähre von Rødbyhavn nach Puttgarden zurück nach Deutschland. Endlich begegneten wir wieder hektischen und drängelnden deutschen Autofahrern. Am späten Nachmittag erreichten wir Düsseldorf.
Das war es dann auch von unserem Reisebericht Schweden / Norwegen 2023. Schön, dass ihr bis hierher durchgehalten habt. Die Vorweihnachtszeit wird nun dazu genutzt, einen VLOG zu unserem Roadtrip zu erstellen, der dann beizeiten auf YouTube veröffentlicht wird. Wir lassen Euch wissen, wenn er eingestellt wurde.