Im viertel Teil erlebten wir am Gletscher Briksdalsbre den Klimawandel live. Dann gab es doch eine Fahrt über eine Norwegische Touristenstraße bei gutem Wetter. Und auf der Fahrt zum Ulvikfjord wurden wir von einer wunderschönen Landschaft überrascht.
29. Juni 2022 - Der Klimawandel live - Der Briksdalsbre
Das Wetter war ideal für unser heutiges Vorhaben. Denn es stand der Gletscher Briksdalsbre auf unserem Programm. Die Wanderung dorthin nimmt einige Zeit in Anspruch und so hatten wir uns als Tagesziel lediglich die Ortschaft Byrkjelo gesetzt.
Die Fahrt zum Gletscher
Die Fahrt von Loen zum Brikdalsbre ist nur ein Katzensprung, sind es doch gerade einmal 28 km. Die ersten paar Kilometer fuhren wir auf der Straße 60 am Innvikfjord entlang nach Olden. In Olden schlugen wir uns auf die Kreisstraße 724 zum Brikdalsbre. Die Route von Olden zum Gletschergebiet ist ein landschaftliches Schmankerl, verläuft sie doch durch ein grünes Tal entlang des langestreckten Sees Oldevatnet.
Briksdalsbreen
Der Brikdalsbre gehört zum größten Gletscher des europäischen Festlandes, dem Jostedalsbre, und ist sein westlicher Seitenarm. Der höchste Punkt des Gletschers liegt etwa 1900 Meter über dem Meeresspiegel.
Warum verwende ich hier als Schreibweise für den Gletscher Briksdalsbre und Briksdalsbreen? Zum einen natürlich, damit ich mal einen "raushängen" lassen kann 😉, zum anderen, weil es einen sachlichen Grund gibt. Das "en" am Ende des Wortes bezeichnet im Norwegischen den männlichen Artikel. Wenn im Deutschen ein Artikel vor dem Gletschernamen gesetzt wird, fällt das "en" einfach nur weg.
Wir parkten etwas unterhalb des Startpunktes der Wanderung zum Gletscher. Wenn ich mich richtig erinnere, waren ungefähr 7 Euro Parkgebühr fällig.
Wir setzen uns in Richtung Startpunkt des Wanderweges in Bewegung und für mich als Schreiberling hier war die Ankunft mit einem Kulturschock verbunden. Mitte der 1980er Jahre war ich bereits einmal am Briksdalsbre und da war an diesem Platz mehr oder weniger nichts außer ein paar Individualreisende, die zum Gletscher kraxelten. Jetzt gab es hier eine Lodge, ein Café und vor allem einen großen Parkplatz für Busse. Mit Letzteren werden die Kreuzfahrttouristen von Olden in Scharen hierher gekarrt. Und natürlich ist es für die Mehrzahl der Touristen unzumutbar, den gesamten Weg zum Gletscher zu Fuß zurückzulegen, und deshalb hat man ein Sträßchen bis ca. 500 Meter unterhalb des Gletschersees gebaut, auf der Dutzende sogenannter Troll Cars die Luft mit ihren Dieselantrieben verpesten. Wir hatten zum Glück eine Lücke in der Kette der Kreuzfahrttouristen erwischt, denn bei unserer Ankunft stand deren Abtransport im Vordergrund und bei unserer Rückkehr wurde erst der Nachschub angeliefert.
Wir entschieden uns selbstverständlich für einen Fußmarsch, der bei den Temperaturen nicht unanstrengend war, und bei dieser Wanderung haben wir bestimmt andere Eindrücke gewonnen, als dies bei einer Fahrt mit dem Troll Car der Fall gewesen wäre.
Hinweis:
Die Wanderung zum Gletscher ist circa 3 km lang. Für den steileren Hinweg sind laut einschlägiger Reiseführer 45 Minuten anzusetzen. Zurück geht es etwas schneller. Aber die Zeit sollte keine Rolle spielen, ist doch der primäre Zweck der Anstrengung, die wundervolle Natur zu genießen. Wir haben jedenfalls nicht auf die Uhr geguckt.
Der Wanderweg führt zunächst etwas oberhalb des Flusses durch eine ruhige Landschaft. In der Ferne ist der Briksdalsbre alsbald sichtbar. Die Ruhe wurde schnell von der Lautstärke tosenden Wassers abgelöst. Vor uns lag der Kleivafoss, der bei fortschreitender Annäherung immer eindrucksvoller wurde. Tag für Tag macht der Kleivafoss seinen Job und jagt jede Sekunde mehr als 10000 Liter Wasser den Berg hinab. Und warum man eine Regenjacke mit auf den Weg nehmen sollte, war auch bald klar, denn der Gicht des Wasserfalls könnt ihr nicht entkommen. Wenigstens die Kamera bliebtrocken.
Anschließend wurde es wieder ein wenig ruhiger und wir wanderten am Gletscherfluss entlang, der natürlich ordentlich Fahrt drauf hat, bevor er vom Kleivafoss ins Tal katapultiert wird. An einer Wegkreuzung können die Konditionsstarken unter euch rechts zum Berg Kattanakken wandern. Wir hielten uns links mit dem Ziel Briksdalsbreen. Die letzten 500 Meter ab der Endstation der Troll Cars waren etwas steiniger, denn hier findet sich das Geröll des sich immer weiter zurückziehenden Gletschers.
Und dann erreichten wir den Gletschersee, in dem ein kerniger Tourist gerade ein Bad nahm. Er schwächelte aber schnell und zog bald den Rückzug an. Wir spazierten noch einige Hundert Meter am Gletschersee entlang, bis die Absperrung den weiteren Weg versperrte, setzen uns auf einen Felsen und genossen die Szenerie.
Der Gletscher und das umliegende Gebiet sind weiterhin beeindruckend und man staunt, was die Natur so alles geschaffen hat. Aber wer die Situation heute mit der vor etwa 35 Jahren vergleicht, dem wird schon ein wenig angst und bange. Damals reichte die Gletscherzunge noch bis an den Gletschersee heran. Heute muss man merklich den Kopf heben und im Vergleich zu damals sieht man scheinbar das Zünglein eines Gletschers (siehe Bilder). Das ist natürlich der Distanz zwischen dem Betrachter und dem Gletscher geschuldet, aber klar erkennbar ist, was der Klimawandel verursacht.
Jedenfalls haben wir den Fußmarsch zum Briksdalsbre nicht bereut und machten uns irgendwann auf den Rückweg. Dabei genossen wir diese wundervolle Landschaft aus einer anderen Perspektive. In der Ferne habt ihr den Volefoss im Blick, der über 300 Meter in die Tiefe stürzt. Das ist zwar nicht rekordverdächtig, aber trotzdem imposant. Am liebsten würde man einmal mit einen Flugzeug oder einem Hubschrauber über die Berge fliegen, denn hier reiht sich ein Gletscher an den anderen. Dagegen ist die Gletschezunge des Briksdalsbre, die wir bewundern konnten, nur ein kleiner Ausschnitt.
Wir setzten unseren "Abstieg" fort und erreichten bald unseren Camper. Der Kaffee in der Thermoskanne war inzwischen abgestanden und so gab es nur ein Butterbrot.
Von unten und aus der Ferne betrachtet scheint eine Gletscherzunge gar nicht so imposant zu sein. In meinem Fundus habe ich alte Fotos vom Briksdalsbre gefunden, die die Relationen eindrucksvoll darstellen.
Der Rest des Tages
Anschließend machten wir uns wieder auf den Weg. Wir konnten nochmals die schöne Landschaft entlang des Oldevatnet genießen und auf dem Innvikfjord in Olden gleich zwei schwimmende Hochhäuser "bewundern". Wir folgten dem Innvikfjord noch ein Stück weit und passierten die Ortschaften Innvik und Utvik. Dann machte die Straße einen Schwenk und kurvenreich fuhren wir etwas über 600 Meter hinauf auf das Utvikfjellet. Auf dem Weg in einer Kurve machten wir noch halt am Aussichtspunkt Skjørbakkane mit einer beeindruckenden Aussicht auf den Innvikfjord und die umliegenden Berge.
Endstation am heutigen Tag war der Platz Byrkjelo Camping in der kleinen Ortschaft Byrkjelo. Der Platz ist recht großzügig und ruhig gelegen, die Sanitäranlagen waren sauber und der finanzielle Aderlass mit etwas unter 35 Euro überschaubar.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Loen nach Olden (60)
- Olden zum Briksdalsbre (724)
- Biksdalsbreen nach Olden (724)
- Olden nach Utvik (60)
- Utvik nach Byrkjelo (60)
Insgesamt 91 Kilometer
30. Juni 2022 - Es geht doch!
Die Aussage, dass alle Fahrten über Nationale Touristenstraßen von schlechtem Wetter begleitet wurden, muss ich an dieser Stelle revidieren. Es gab tatsächlich eine Ausnahme: Die Fahrt über das Gaularfjellet.
Von Byrkjelo über Skei nach Holsen
Byrkjelo verließen wir am Morgen über die E39 in südlicher Richtung.
Einen ersten kurzen Zwischenstopp machten wir bereits kurz hinter unserem Ausgangspunkt am See Bergheimsvatnet. Schön grün ist die Landschaft dort und der nicht allzu große See schillert in grünen und blauen Farben, zumindest, wenn das Wetter so schön ist wie heute. Zusätzlich leistet die Bergwelt am See ihren Beitrag zu einem attraktiven Gesamtbild.
Der nächste Zwischenstopp erfolgte in Skei. Der kleine, sympathische Ort bietet nichts Außergwöhnliches, doch der Blick auf den See Jølstravatnet und die umliegenden Berge zeigt erneut, wie wunderschön dieses Land Norwegen ist.
In Skei schlugen wir uns irrtümlich auf die Reichsstraße 5, was wir zum Glück bereits nach einigen Kilometern merkten. Also kehrten wir um und folgten in Skei weiter der E39, die eine ganze Weile am Jølstravatnet entlangführt. Vor Førde bei Moskog kryss verließen wir die E39 und nahmen die Provinzstraße 13 in Richtung Holsen. Am Holsavatnet bei Holsen legten wir unsere Mittagspause ein und gönnten unserem Fiat Ducato vor der Fahrt auf das Gaularfjellet noch eine Erholungspause.
Gaularfjellet
Hinter Holsen geht es dann allmählich hoch hinaus auf das Gaularfjellet. Das Gaularfjellet gehört nicht zu den bekanntesten Hochebenen Norwegens und Gleiches gilt für die Nationale Touristenstraße dort, aber das ist auch gut so, denn so genießt ihr ohne große Touristenströme Landschaft pur.
Nachdem wir die ersten Serpentinen hinter uns gebracht hatten, wurden wir mit einem schönen Ausblick auf den Haukedalsvatnet belohnt. Und da dort so schön ein paar Tische und Bänke aufgebaut waren, machten wir es uns bei Kaffee und Kuchen gemütlich.
Im weiteren Verlauf passierten wir den Lauvavatnet, den kleinen Ort Vik und den Viksdalsvatnet. Irgendwo auf dieser Strecke passierten wir auch den wilden Fluss und den kleinen Wasserfall, der in der Bildergalerie gezeigt wird. Wo das genau war, können wir nicht mehr zuordnen.
Likholefossen auf dem Gaularfjellet
Die Provinzstraße 13 führt nun ein gutes Stück am Fluss Sæta bzw. Gaular entlang und, nachdem wir einige kleinere Seen wie den Fyllingsvatnet und den Litlevatnet passiert hatten, erreichten wir den Likholefossen. Hier tobt der Fluss gewaltig und das Wasser schießt einige Meter hinab. An dieser Stelle führt eine glänzende Stahlbrücke über den Wasserfall und ihr seid inmitten der Naturgewalten. Hinter der Brücke befindet sich noch ein Wanderweg, der uns aber an dem Tag zu matschig war.
Utsikten Gaularfjellet
Weiter ging die Fahrt auf der 13 und wir legten an einem kleineren See entlang der Straße einen Stopp ein, weil sich hier eine wirklich wunderbare Aussicht auf den See, die Bergwelt und einigen Hütten am See bot.
Schließlich gelangten wir zum Nystølsvatnet, an dessen Ende sich ein Architekturbüro aus Oslo ausgetobt hat und den Aussichtspunkt Gaularfjellet entwarf. Auf norwegisch heißt er Utsikten Gaularfjellet, wobei Utsikten die Aussicht bedeutet.
Für die außergewöhnlich gebaute Aussichtsplattform wurde jede Menge Beton verbaut und von ihr genossen wir den wunderschönen Ausblick auf die hiesige Bergregion mit dem Berg Gaular, der dieser Hochebene den Namen gab.
Und wir blickten auch hinunter ins Tal auf die Straße, die uns anschließend wieder in niedrigere Regionen führen sollte. Dabei erinnert dieser Streckenabschnitt, der Gaularfjellet Stiga genannt wird, ein wenig an den weithin bekannten Trollstigen.
Wir sind heil 'runtergekommen, erreichten bald den Sognefjord und bogen in Dragsvik auf die Provinzstraße 55 nach Balestrand ab. Dort hatten wir in Google unter dem Stichwort "Balestrand" einen Campingplatz identifiziert. Nun ist aber der im Vorteil, der lesen kann. Am Ende ging es die 10 Kilometer von Balestrand nach Dragsvik wieder zurück, denn tatsächlich befand sich der Campingplatz dort unweit des Fähranlegers. Veganeset Camping ist ausschließlich für Kurzaufenthalte und Durchreisende. Laut Internetseite könnt Ihr dort maximal 3 Mal nächtigen und Reservierungen vorab sind nicht möglich. Der Platz liegt schön am Fjord, die Infrastruktur ist okay, der Preis von 32 Euro inklusive Landstrom angemessen und man spricht deutsch.
Landschaftlich macht die Gegend ordentlich was her, denn hier stoßen drei Ausläufer des gewaltigen Sognefjords aufeinander: Der Vetlefjord, der Fjærlandsfjord und der kleine Eselfjord.
Am Abend gab es eine Notration: Erbsensuppe aus der Dose mit "fantastischem" norwegischen Brot und dazu ein Bierchen und Wein.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Byrkjelo nach Skei (E39)
- Skei nach Moskog kryss (E39)
- Moskog kryss nach Likholefossen (13)
- Likholefossen nach Gaularfjellet Utsikten (13)
- Gaularfjellet Utsikten nach Dragsvik (13)
Insgesamt ca. 140 Kilometer
1. Juli 2022 - Von Dragsvik an den Ulvikfjord
Der Morgen begrüßte uns noch mit gutem Wetter. Das sollte sich leider am späteren Nachmittag für die nächste Tage ändern.
Als Erstes überquerten wir mit der Fähre den Sogneford. Dabei legt das Schiff auf der Fahrt von Dragsvik nach Vangnes einen Zwischenstopp in Hella ein. Für Wohnmobile, Wohnwagengespanne und LKW gibt es in Hella die Besonderheit, dass sie die Fähre verlassen, auf der Straße wenden und wieder auf die Fähre fahren müssen, damit sie in Vangnes beim Verlassen des Schiffes in der richtigen Richtung stehen. PKW wenden direkt auf der Fähre, wenn das Fähraufkommen nicht allzu hoch ist.
Die Straße 13 führte uns noch einige Kilometer am Sognefjord entlang, bis wir den Ort Vikøyri erreichten. Dann ging es durch zahlreiche Kurven in die Höhe und wir erreichten ein Gebiet, das wir so garnicht auf dem Schirm hatten: Das Vikafjell.
Vorher bietet sich aber an der letzten Spitzkehre zur Hochebene die im Bild gezeigte Aussicht auf Vikøyri und den Sognefjord.
Vikafjell
Bei den Vorbereitungen auf die Reise ist uns das Vikafjell bei der Lektüre von Reiseführern und im Internet nicht untergekommen. Umso erfreuter waren wir, das abseits der gemeinhin bekannten Touristenpfade plötzlich eine derart schöne Landschaft vor uns auftauchte.
Das Vikafjell kommt dem Himmel nicht ganz so nahe wie andere Hochebenen in Norwegen. Wenn ich das richtig recherchiert habe, ist ungefähr bei 1000 Meter über dem Meeresspiegel Schluss.
Aber von der Schönheit steht das Vikafjell den anderen Hochebenen in nichts nach, außer vielleicht, dass hier im Juni/Juli weniger Schnee liegt.
Wir jedenfalls haben die Fahrt über das Vikafjell sehr genossen und stoppten einige Male, um die wundervolle Landschaft zu genießen.
Utsikten Myrkdalen
Bevor die Straße kurvenreich wieder ins Tal führt, bietet sich eine schöne Aussicht auf das Myrkdalen. Und auch unten im Tal angekommen hielten wir an, um einen Blick auf den Sendefoss zu erhaschen.
Tvindefossen
In Vinje stößt die 13 auf die E16. Einige Kilometer weiter und circa 12 Kilometer vor Voss(evangen) liegt der Tvindefoss am Wegesrand.
Ob der Tvindefossen nun etwas über 150 Meter in die Tiefe fällt oder nur 116 Meter, wie es hier und da im Internet zu lesen ist, ist ziemlich egal. Da er zufällig auf unserer Tour lag, machten wir halt und bewunderten wie bei unserer letzten Norwegen Reise diesen vielsträngigen Wasserfall, der so schön kaskadenförmig ins Tal fällt.
Ein Mythos besagt, dass das Wasser des Tvindefoss nicht nur jung hält, sondern auch die Manneskraft steigert. Eigentlich hätte ich alter Mann einen 10 Liter Eimer zu mir nehmen sollen, aber ich hatte leider gerade keinen zur Hand 😉.
Die Weiterfahrt nach Ulvik
Kurz vor Voss(evangen) hielten wir an, um bei Kiwi Lebensmittel und Getränke für das Wochenende zu bunkern. Dabei entdeckte ich, dass das Bier, das wir bei unserer Norwegenreise in den 80ern des letzten Jahrhunderts desöfteren tranken, immer noch gab: Frydenlund. Seinerzeit hieß unser Trinkspruch immer: "Frydenlund schmeckt zu jeder Stund'". Klar, dass ich in Erinnerung an alte Zeiten eine Dose für mich und eine weitere für einen damaligen Mitreisenden in Deutschland erstand. Wir nutzten auch die Gelegenheit, um vor dem Wochenende für schlappe 2,49 € pro Liter nachzutanken.
Nach dem Einkauf setzten wir unsere Fahrt in östlicher Richtung - jetzt wieder auf der 13 - zum heutigen Etappenziel fort. Am Granvinsvatnet bogen wir auf die Provinzstraße 572 ab. Diese war schmal und kurvenreich, und der einsetzende Regen in Verbindung mit dem Wochenendverkehr verlangte meiner Frau als Pilotin einiges ab. Am späten Nachmittag erreichten wir das Tagesziel Ulvik.
Ulvik liegt am kleinen Ulvikfjord. Dieser ist ein Seitenarm des Osafjords, der wiederum vom großen Hardangerfjord abzweigt.
Campingplätze sind in dieser Region rar und so fuhren wir den Platz Ulvik Camping an. Anmelden mussten wir uns im Hardanger Gjestehus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Für rund 30 Euro pro Nacht inklusive dem obligatorischen Strom waren wir dabei. Bei strömenden Regen bereiteten wir im Wohnmobil ein kleines Abendessen vor, die Dose Frydenlund wurde für bessere Zeiten aufbewahrt. Der Campingplatz hatte einen mittleren Standard und das Erfreuliche bei dem schlechten Wetter war, das kein Berg den Fernsehempfang verhinderte.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Dragsvik nach Vangsnes (Fähre)
- Vangsnes nach Vikøyri (13)
- Vikøyri zum Vikafjell (13)
- Vikafjell nach Vinje (13)
- Vinje nach Voss(evangen) (E16)
- Voss(evangen) nach Ulvik (13, 572)
Insgesamt ca. 123 Kilometer
2. Juli 2022 - Warten auf besseres Wetter
Ulvik
Eigentlich sollte es heute weitergehen, aber die miesen Wetteraussichten ließen in uns den Entschluss reifen, noch einen Tag länger in Ulvik zu verbringen.
Demzufolge ist die Geschichte dieses Tages schnell erzählt, denn die meiste Zeit warteten wir auf besseres Wetter.
Was blieb, war ein Gang zu Coop Extra am Morgen und ein Spaziergang durch den Ort in einer Regenpause am Nachmittag.
Uns fiel auf, dass dieser kleine Ort in einem Punkt für norwegische Verhältnisse ungewöhnlich war, denn es gab vier oder fünf Restaurants. Anstatt am Abend bei Regen im Wohnmobil zu essen, entschlossen wir uns das am besten besuchte Restaurant aufzusuchen. Eine weitere Notration aus der Dose im Wohnmobil wäre allerdings die bessere und kostengünstigere Wahl gewesen. Für über 60 € gab es eine Industriepizza der billigsten Sorte, einen Salatteller mit dunkelgrauem Fleisch vom Hühnchen und zwei Getränke.
3. Juli 2022 - Unterwegs, aber ein Tag zum Vergessen
Ein weiterer Tag in Ulvik hätte die Gefahr eines Lagerkollers bedeutet. Und so machten wir uns wieder auf den Weg, wobei sich das Wetter weiter von der unfreundlichen Seite zeigte. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, und so war es denn leider auch.
Von Ulvik machten wir zunächst einen Abstecher nach Osa am Osafjord. Osa ist ein verschlafenes Nest und der Fjord war aufgrund der Wolken, des Dunstes und des Regens so gut wie nicht zu sehen. Alsbald durchfuhren wir wieder Ulvik. Nach ca. 30 Kilometern entlang des Osafjords trafen wir auf die Straße 13 und den Hardangerfjord. Über die Hardangerbrua gelangten wir auf die andere Seite des Fjords. Für uns war die Fahrt durch den Tunnel hinter der Brücke wieder eine Besonderheit, denn einen bunt erleuchteten Kreisverkehr in einem Tunnel erlebt der Mitteleuropäer auch nicht alle Tage.
Das regnerische Wetter hielt an, so dass die Fahrt durch das sonst saftig grün aussehende Gebiet am Hardangerford und seinem Nebenarm Sørfjord nicht wirklich ein Schmankerl war. Hier werden 40 Prozent des norwegischen Obstes angebaut und vor drei Jahren konnten wir diese tolle Gegend genießen. Wir passierten Kinsarvik, wo wir bei strömenden Regen im Camper unser Jausenpaket verzehrten, sowie Tyssedal und erreichten Odda am Ende des Sørfjords.
Den Vidfossen hinter Odda schlabberten wir aufgrund der Wetterlage. Am Zwillingswasserfall Låtefossen war en Stopp jedoch Pflicht und es wurde eine nasse Angelegenheit.
In Skare schwenkten wir auf die E134. In Røldal hatten wir die Nase für den Tag voll und auf dem Campingplatz Seim Camping Røldal hatten wir das Glück, noch einen Stellplatz mit einem festen Untergrund und nahe eines Sanitärcontainers zu ergattern. Der Container war nicht der Hit, aber der weite Weg zum eigentlichen Sanitärgebäude war uns bei den Boden- und Wetterverhältnissen zu nass.
Dorthin gingen wir nur zum Spülen unseres Geschirrs nach dem Abendessen und wir bemitleideten einen Radtouristen, der verzweifelt versuchte, sein durchnässtes Equipment irgendwie ein wenig zu trocknen.
Der Campigplatz machte insgesamt einen recht guten Eindruck und war mit knapp 30 Euro inkl. Strom erschwinglich.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Ulvik - Osa - Ulvik (572)
- Ulvik zur Hardangerbrua (572, 13)
- Hardangerbrua nach Odda (13)
- Odda nach Skare (13)
- Skare nach Røldal (13, E134)
Insgesamt ca. 135 Kilometer
Soweit der vierte Teil der Berichterstattung über unsere Norwegenreise 2022. Verpasst nicht den fünften Teil, der zurzeit in der Mache ist, denn da geht es weiter durch das schöne Norwegen.