Lange hat es gedauert: Nach 3-jähriger, coronabedingter Zwangspause konnten wir endlich wieder einen Roadtrip in den hohen Norden starten. Am Fronleichnamstag 2022 starteten wir von Düsseldorf aus unsere Reise mit dem Wohnmobil nach Norwegen, die etwas länger als drei Wochen dauerte. Unser Vorsatz: Nicht so viele Kilometer fressen wie bei unserem letzten Besuch. Inklusive An- und Abreise wurden es dann doch wieder exakt 5.000 Kilometer. Aber wir konnten resümieren, dass wir es wesentlich ruhiger als 2019 haben angehen lassen.
Die Vorbereitungen
In der Einleitung ist es schon angeklungen, dass wir unseren Norwegen-Roadtrip 2022 etwas gemächlicher absolvieren wollten als drei Jahre zuvor. Tagestrips von 300 Kilometern innerhalb des eigentlichen Urlaubsgebietes sollte es dieses Mal nicht geben, um Stress während der Reise zu vermeiden. Also wurde wesentlich restriktiver geplant und Reservetage für unerwartete Planänderungen wurden einkalkuliert. In Norwegen geht es auch nicht darum, möglichst große Gebiete abzugrasen, sondern die schöne und abwechslungsreiche Natur zu genießen, die man zwangsläufig anläuft.
Das Wohnmobil
Ein eigenes Wohnmobil besitzen wir weiterhin nicht. Also wurde wieder ein Fahrzeug gemietet. Wir entschieden uns erneut für einen Kastenwagen, mit dem man in Norwegen auch die abgelegenen Straßen problemlos bewältigen kann. Auch wurde es wieder ein Pössl Roadcruiser Revolution, denn in diesem Gefährt kann ich mit meinen 191 cm problemlos stehen und schlafen. Dennoch trug ich die ein oder andere Beule an der Rübe davon, weil es selbst Bärbel nicht gelang, in meinem Schädel zu verankern, dass der Staukasten über den Frontsitzen für Menschen meiner Körpergröße ein unüberwindbares und nicht nachgebendes Hindernis bei einer Kollision darstellt. Erfreulich war auch, dass sich der Fiat Ducato, der als Basis für unseren Camper diente, mit knapp 9 Litern begnügte. Das war bei den Spritpreisen in Norwegen bestimmt kein Nachteil. Und dass der Zossen endlich über eine richtige 9-Gang-Automatik verfügte, machte das Fahren um einiges angenehmer als in früheren Zeiten.
Tipp:
Wenn ihr ein Wohnmobil mietet, vergleicht genau, was ihr für euer Geld bekommt. Oftmals ist die Ausstattung spartanisch und selbst auf Portalen, in denen Privatpersonen ihre Fahrzeuge zur Miete anbieten, sind die Preise oft exorbitant. Wir haben wieder auf WoMo Drive in Diez im Lahnkreis (www.womo-drive.de) zurückgegriffen, denn dort bekamen wir ein voll ausgestattetes Fahrzeug zu einem fairen Preis. Bis auf die eigenen Klamotten muss man nichts zusätzlich einpacken.
Die Fähre
Wir hatten uns wieder dazu entschieden, mit der Fähre von Hirtshals in Dänemark nach Kristiansand in Norwegen überzusetzen. Mit dem Schiff des Anbieters Fjord Line geht das recht fix und dauert, je nach Wind und Wetter, 2:15 bis 2:30 Stunden. Ein scheinbarer Nachteil ist, dass ihr bei der Ankunft in Kristiansand von den bekannten Touristenregionen noch relativ weit entfernt seid. Aber die Küste westlich von Kristiansand ist bereits sehr hügelig und bietet einen wunderbaren Vorgeschmack auf das restliche Norwegen. Und östlich von Kristiansand locken die für norwegische Verhältnisse sonnenverwöhnten Badeorte und die Region Telemark.
Eine gute Wahl war, dass wir für die Überfahrt Plätze in der Lounge gebucht hatten. Da verweilt man vorne im Schiff in bequemen Sitzen und das Beste war, dass ich immer schön auf den Horizont schauen konnte und somit die befürchtete Umarmung der Kloschüssel ausblieb. Außerdem gab es vom Buffet leckeres Essen. Der Preis beträgt pro Person und Überfahrt 20 € und beinhaltet das Buffet und alkoholfreie Getränke. Vor dem Hintergrund des Preisniveaus in Dänemark und Norwegen ist das ein Schnäppchen.
Tipp:
Die Preise für die Überfahrten variieren stark. Sie sind nicht nur abhängig von der Saison, sondern auch vom Wochentag und von der Tageszeit. Abendfähren sind meist günstiger. Zieht diesen Fakt bei der Planung in eure Überlegungen ein.
Die Route
An dieser Stelle zusammengefasst die Stationen unserer Tour: Mehr Details seht ihr auf den Karten bei der Beschreibung der einzelnen Reiseetappen.
Kristiansand - Lillesand - Kragerø - Brevik - Løvøya - Drammen - Gol - Borgund - Lærdal - Ardalsfjord - Øvre Årdal - Tindevegen - Turtagrø - Skjolden - Sognefjellsvegen - Jotunheimen/Juvashytta - Lom - Vågåmo - Otta - Mysusæter (Rondane Nationalpark) - Dombås - Romsdal - Slettafoss - Åndalsnes - Molde - Kristiansund - Averøy - Kårvåg - Atlantikstraße - Bud - Molde - Sjøholt - Alesund - Geiranger - Gamle Strynfjellsvegen - Stryn - Loen - Olden - Briksdalsbre - Innvik - Byrkjelo - Skei - Moskog - Likholefossen - Gaularfjellet - Drangsvik/Balestrand - Vik - Vikafjell - Tvindefossen - Ulvik - Kinsarvik (Hardangerfjord) - Odda - Latevossen - Skare - Røldalsfjellet - Røldal - Håra/Horda - Touristenstraße Ryfylke - Allmannajuvet - Sauda(fjord) - Svandalsfoss - Vikedal - Mortavika - Stavanger - Egersund - Sogndal - Flekkefjord - Kap Lindesnes - Kristiansand
Die Route könnt ihr auf der Karte ungefähr erkennen. Durch das Klicken auf die Karte kann diese auch noch vergrößert werden und öffnet sich in einem separaten Fenster.
Die Campingplätze
Campingplätze gibt es in den meisten Regionen Norwegens reichlich. Meist sind sie recht einfach und die Einrichtungen auch schon mal veraltet. Aber sie sind fast immer sauber. Für Investitionen in den Platz stehen halt aufgrund der kurzen Saison in Norwegen nur eingeschränkte Mittel zur Verfügung.
Reservierungen sind in aller Regel nicht erforderlich und oftmals auch nicht möglich. Ein Problem hatten wir nur bei unserer Anreise am Wochenende, da das schöne Wetter viele Norweger ins Freie lockte.
Die Preise für einen Stellplatz mit Strom liegen in der Regel um die 30 € pro Nacht. An der Südküste und in den größeren Städten wird es teurer. Da werden auch schon mal 45 bis 50 € fällig.
Eine Tendenz stellt mal leider auch in Norwegen fest. Durch Corona hat sich das Feld der Camper beträchtlich vergrößert und davon wollen die Campingplatzbetreiber profitieren. Sie erhöhen die Anzahl der Stellplätze auf der Anlage, ohne dass die Infrastruktur mitwächst.
Tipp:
Wohnmobilreisen boomen, auch in Norwegen. Im Süden und nahe den Städte des Landes, insbesondere an der Westküste, kann es schon einmal eng werden. Daher solltet ihr dort frühzeitig, d.h. bis ca. 17 oder 18 Uhr, anreisen. Gelegentlich nehmen die Plätze auch vorab Buchungen entgegen. Ansonsten solltet ihr kein Problem haben, einen Campingplatz zu finden.
Der Zoll
Alkohol und Tabak sind in Norwegen teuer. Eine 0,5 Liter Dose kostet 3 €, Wein gibt es ab ca. 10 € und letzteren auch nur im Vinmonopolet. Also lohnt es sich, Vorräte mitzubringen. Die Freimengen sind gering. Danach wird für jede zusätzliche Dose Bier ein Zoll von 1 € fällig und ich meine, bei Wein sind es 3 €. Kling viel, aber damit ist der "Stoff" immer noch wesentlich günstiger als im Reiseland. Ob ihr eure Waren brav verzollt, ist sprichwörtlich euer Bier. Wir können es nur empfehlen, denn die Strafen in Norwegen bei Verstößen sind hoch und es wird kontrolliert. Und: Reisen nach Norwegen sind in der Regel eh recht teuer und da machen die Abgaben den Kohl auch nicht mehr fett.
Tipp:
Bequem und schnell geht die Anmeldung von Waren und die Zahlung der Abgaben über die Kvoteappen des norwegischen Zolls. Installiert Euch die App vor der Abreise. Die Anmeldung und die Zahlung müssen spätestens 1 Minute, bevor ihr die Grenze übertretet, abgewickelt sein. Die Quittung darf nicht älter als 2 Stunden sein. Am besten wickelt ihr den Vorgang ab, sobald ihr auf dem Schiff wieder Handyempfang habt.
Die Maut
In Norwegen gibt es immer wieder Straßenabschnitte, auf denen Maut fällig wird. Auch wenn ihr in diverse Städte fahrt, wird ein Obolus fällig. Die Mautabwicklung auf den öffentlichen, norwegischen Straßen erfolgt ausschließlich elektronisch. Details dazu findet ihr bei autoPASS. Als Faustregel gilt: Gemietete Fahrzeuge sollten im Regelfall einen Mautchip haben und Euer Vermieter wird Euch die entsprechenden Beträge in Rechnung stellen. Bei eigenen Fahrzeugen ist ab einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen ein Mautchip Pflicht, den ihr vorher bei einem Anbieter, der bei autoPASS gelistet ist, bestellen solltet. Unter 3,5 Tonnen könnt ihr auf einen Mautchip verzichten und euch bei Epass24 registrieren.
Auch Fähren innerhalb Norwegens kann man nicht mehr mit Kreditkarte oder Bargeld bezahlen. Sie werden jedoch nicht automatisch über autoPASS abgerechnet. Wollt ihr das, dann müsst ihr euch dazu zusätzlich bei autopassferje.no für eine autoPASS Ferjekort registrieren und es soll wohl auch Rabatte für die Fährüberfahrt geben. Wir haben uns alternativ bei FERRYPAY registriert. Dort kann man auch angeben, für welchen Zeitraum die Zuordnung des Fahrzeugs zu euch gilt. Seit unserer ersten Fährfahrt im Land sind jetzt knapp fünf Wochen vergangen und wir haben noch keine Rechnung erhalten. Vielleicht hatte unser Vermieter unseren Camper auch für die autoPASS Ferjekort registriert oder die Rechnungen flattern noch elektronisch ins Haus.
Und dann gibt es ihn Norwegen noch schöne Touristenstraßen, bei denen Maut fällig wird, die aber von Privatanbietern betrieben werden. Dort zahlt man ausschließlich mit Kreditkarten. Barzahlungen gibt es nicht mehr, denn der Norweger hasst Bargeld.
Das Wetter
Eins muss euch als Norwegen-Reisende klar sein. Eine Garantie auf gutes Wetter gibt es nicht. Die kurze Hose gehört ebenso zur Pflichtausstattung wie der dicke Pullover und Regenkleidung. Und seid nicht enttäuscht, wenn ihr den schönsten Fjord anfahrt und Wolken, Nebel und Regen verhageln euch die Sicht. Ihr werdet anderntags an einem anderen Ort entschädigt. Diese "leidvolle" Erfahrung mussten wir auch bei diesem Norwegen Trip wieder machen.
16. Juni 2022 und 17. Juni 2022 - Die Anreise
Die Fähre von Hirtshals nach Kristiansand war für 18:00 Uhr am Freitagabend gebucht. Also brachen wir am Tag zuvor auf. Das prognostizierte Chaos am Fronleichnamstag auf den Autobahnen blieb aus. Lediglich die unvermeidbaren, großräumigen Staus vor und hinter dem Elbtunnel in Hamburg bremsten uns aus. Kurz vor der dänischen Grenze wurde am Autohof in Schleswig-Jagel noch mal Diesel gezapft. Der Stau vor der dänischen Grenze, wo die Zöllner fleißig kontrollierten, war erträglich.
Die Übernachtung war im dänischen Kolding geplant. Der uns bereits aus dem Jahre 2019 bekannte Campingplatz war zwischenzeitlich dem Erdboden gleichgemacht worden. Ca. 15 km südöstlich von Kolding fanden wir einen guten Ersatz: Das Stensager Strand Camping in unmittelbarer Nähe der Ostsee am kleinen Belt. Mit 45 € für 2 Personen inklusive Strom war er nicht gerade preiswert, aber die Ausstattung war gut und der Platz sauber.
Ohne jeglichen Stress konnten wir uns am Freitagmorgen auf den Weg nach Hirtshals machen. Frühzeitig dort angekommen, erledigten wir noch einige Einkäufe und tankten nach. Die Tankstelle an der Hauptstraße in Hirtshals wollte uns mit einem Literpreis von über 2,40 € locken. Da wollten die Herrschaften die Touristen vor der Überfahrt nach Norwegen wohl nochmal richtig abzocken und wir tankten bei Bonus Benzin irgendwo in der Innenstadt von Hirtshals. Wir sparten ca. 15 Cent pro Liter.
Die Fähre verließ Hirtshals mit einer halbstündigen Verspätung. Wie oben erwähnt, ließen wir es uns in der Lounge auf dem Schiff gutgehen. Gegen 22:30 Uhr liefen wir in Kristiansand ein. Die Fahrt von der Fähre war recht zeitraubend, denn der norwegische Zoll schaute etwas genauer hin als beim letzten Besuch. Wir konnten jedoch ohne Kontrolle passieren.
Als ersten Übernachtungsort hatten wir uns das Tingsaker Familiecamping in Lillesand östlich von Kristiansand ausgesucht. Hatten wir dort vor drei Jahren einen wunderbaren Stellplatz, mussten wir jetzt auf ein zusätzlich angelegtes Areal für eine große Menge von Wohnmobilen ausweichen. Die Sanitäranlagen waren weiterhin auf dem Hauptplatz und nicht erweitert worden. Zum Glück war es schon um Mitternacht und es gab dort kein Gedränge mehr. 44 € kostete die Nacht inklusive Strom. Für einen Stellplatz auf einem Gelände ohne Sanitäranlagen und direkt an einer Straße ein stolzer Preis. Für den Hauptplatz wäre das ok gewesen.
Essen mussten wir nicht mehr, denn das gab es schon reichlich auf der Fähre und so ging es nach dem Genuss einer überschaubaren Menge von Alkohol in die Heia.
18. Juni 2022 - Von Lillesand nach Løvøya
Bei der Fahrt entlang der Südküste ostwärts ließen wir die besuchenswerten Städtchen Grimstad und Tvedestrand aus, denn sie standen schon 2019 auf dem Programm.
Kragerø
Den ersten Stopp des Tages legten wir in Kragerø ein. Knapp 10.000 Einwohner leben in diesem hübschen Küstenort.
In der Altstadt stehen schöne Häuser aus Holz mit einer Vielzahl von Geschäften. An der Uferpromenade locken Cafés, Restaurants und Bars. An diesem sonnigen und warmen Wochenende war der Ort gut besucht.
Kragerø bekommt von uns einen Daumen nach oben.
In Kragerø müsst ihr etwas außerhalb des Ortes auf einem Stellplatz für Wohnmobile, der ausgeschildert ist, parken.
Brevik
Knapp 40 Kilometer weiter in östlicher Richtung gelangten wir zu dem Küstenort Brevik. Er kann mit Grimstad, Tvedestrand und Kragerø nicht ganz mithalten, da er wesentlich übersichtlicher ist. Aber immerhin stehen auch dort ein paar schöne Holzhäuser rum und es wurde ein kleines Fest mit Attraktionen und Livemusik der volkstümlichen Art gefeiert. Irgendwelche besonderen Events auf dem Wasser wurden aufgrund des starken Windes gerade abgebrochen. Nach einem knappen Stündchen machten wir uns wieder auf den Weg und resümierten, dass Brevik kein absolutes Muss ist.
Stavern
Stavern wurde mehrere Jahre in Folge zur Sommerstadt des Jahres in Norwegen gekürt. Dies und die Nähe zu Oslo merkten wir dann auch: Der Ort war total überlaufen, nirgends war eine Parkmöglichkeit für unser WoMo zu finden. Etwas außerhalb der Stadt wäre ein Abstellen des Fahrzeugs möglich gewesen, aber die Gegend war uns nicht ganz geheuer. So entfiel der Besuch der historischen Werft Fredriksvern, was uns aber nicht weiter störte, denn primär waren wir ja wegen der Natur in Norwegen.
Eigentlich wollten wir auf dem Platz Solplassen & Rakke Camping bei Stavern den Tag ausklingen lassen. Aber da hatte uns am Morgen schon ein freundlicher Herr bedauernd am Telefon dargelegt, dass wir dies knicken könnten. Der Platz sei überfüllt. Also entschlossen wir uns, nach Norden in Richtung Drammen zu fahren und die auf dem Weg liegenden Campingplätze abzugrasen. Es hagelte zwei negative Bescheide, aber ein Platzbetreiber half uns, indem er weitere Plätze abtelefonierte. Und so landeten wir auf dem Platz Løvøya Camping auf der gleichnamigen Halbinsel am Oslofjord. Der Campingplatz hat uns gefallen, wir standen direkt am Wasser. Mit 47 € gehörte er zu den teureren Plätzen. Da das Wetter noch gut war, schmissen wir den Gasgrill an und grillten. Anschließend stand noch ein Abendspaziergang an und nach ein oder zwei Absackern übermannte uns die Müdigkeit.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Lillesand nach Kragerø (E18, 38)
- Kragerø nach Brevik (38, E18. 354)
- Brevik nach Stavern (354, E18, 301)
- Stavern nach Løvøya (318, E18, 310)
Insgesamt ca. 255 Kilometer
19. Juni 2022 - Weiterreise nach Gol
Der Tag diente primär der Annäherung an unsere eigentliche Urlaubsregion. Ziel des Tages war der Ort Gol. Dadurch, dass wir am Vortag bereits mehr Kilometer zurückgelegt hatten als geplant, waren es dann auch nur noch etwas mehr als 200.
Die Landschaft putzte sich unterwegs zunehmend heraus, ohne dass es an dieser Stelle Besonderes zu erwähnen und darzustellen gibt. Es geht an zahlreichen Flüssen und Seen entlang. An einem der Seen machten wir dann auch eine längere Pause mit Kaffee und Brotzeit.
Gol erreichten wir dann frühzeitig und wir bezogen Quartier auf dem Platz Personbråten Camping. Eine Internetseite haben die nicht, deshalb findet sich bei dem Namen des Campingplatzes auch kein Link. Wir fanden einen Stellplatz nahe des Flusses Hallingdalselva. Die Nacht war recht ruhig, nur ab und an hörten wir einen LKW auf der angrenzenden Landstraße oder einen Zug auf der Bahnstrecke am gegenüberliegenden Flussufer. Der Platz gehörte mit einer Gebühr von 32 € inklusive Strom zu einem der günstigeren Plätze in Norwegen. Die Ausstattung war nicht überragend, aber ok.
Der Tag begann sonnig, aber alsbald zogen Wolken auf und es tröpfelte auch mal ein wenig. Abends klarte es aber wieder etwas auf und bei 15 Grad konnten wir es uns auch zeitweise neben dem Wohnmobil gemütlich machen.
Gol
Gol ist kein Städtchen, das etwas Besonderes bietet. Beliebt ist es im Winter als Gebiet für den Skilanglauf, in den wärmeren Jahreszeiten ist die Region für Wanderer und Radtouristen attraktiv. Zuweilen findet Gol wegen seiner Stabkirche aus dem 13. Jahrhundert Erwähnung. Das Original steht aber dort nicht mehr, sondern befindet sich zwischenzeitlich im Norwegischen Volksmuseum in Oslo. Vielmehr findet sich im Gordarike Familienpark in Gol ein originalgetreuer Nachbau der Kirche. Historisch ist sie demnach nicht. Der Familienpark hat wohl nur im Sommer auf und der Eintritt kostet um die 10 € pro Nase. Im Juni 2019 sind wir schon mal um den Park herumgeschlichen. Er war geschlossen und es machte auch nicht den Eindruck, dass sich ein Besuch lohnen würde.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Løvoya nach Drammen (310, E18)
- Drammen nach Gol (283, 350, 280, 7)
Insgesamt ca. 220 Kilometer
20. Juni 2022 - Von Gol durch das Hemsedal über Borgund nach Lærdal
An diesem Tag begnügten wir uns mit knapp 115 Kilometern. Von Gol schlugen wir auf der 52 die nordwestliche Richtung ein.
Hemsedal
Gutes Wetter und eine herrliche Landschaft. Wir fuhren durch das Hemsedal, einem Seitental des Hallingdal, und die Erhebungen links und rechts des Tals wurden allmählich höher. Klar, im Winter gibt es in Norwegen glücklicherweise immer noch viel Schnee, und so gilt die Region als Wintersportgebiet. Aber auch Wanderer und (Mountain-)Biker kommen auf ihre Kosten. In Norwegen gibt es unendliche viele Gewässer und so locken in der Region 18 Bergseen und vier Flüsse. Der Fluss Hemsila begleitet Euch auf der 52, dem Hemsedalsvegen, eine ganze Weile und er soll besonders gut für das Fischen von Forellen geeignet sein. Nun, mit Angeln habe ich nichts am Hut, musste ich doch im frühen Erwachsenenalter die Erfahrung machen, dass ich es nicht über das Herz brachte, meine Beute zu erlegen. Und auch das Ausnehmen der Fische stellte höchste Ansprüche an meinen empfindlichen Magen.
Das Zentrum des Hemsedal ist der gleichnamige Ort, in dem wir den Kuchen für die Nachmittagsrast kauften.
Von den genannten 18 Seen passiert ihr auf der Tour nur den Eldrevatnet. Er ist der Einzige, der im Tal liegt, alle anderen befinden sich in den Bergregionen.
Borgund
Es ging weiter auf dem Hemsedalsvegen, der bei Borlaug auf die E16 trifft. Nach ca. 9 Kilometern fuhren wir rechts ab auf die 630 und die brachte uns zu einer "echten" Stabkirche und zu keinem Nachbau wie in Gol. Diese Stavkirke findet erstmals 1342 in einer schriftlichen Aufzeichnung Erwähnung, sie wurde aber früher, nämlich Ende des 12. Jahrhunderts, erbaut. In Untersuchungen hat man festgestellt, dass das Holz, das zum Bau der Kirche verwendet wurde, im Winter 1180/1182 geschlagen wurde. Nicht schlecht, was man heute alles erforschen kann.
Von Mitte April bis Mitte Oktober ist die Stabkirche vom 9:30 bis 17:30 Uhr geöffnet. Wenn ihr sie von innen besichtigen oder direkt auf das Gelände der Stabkirche wollt, müsst ihr vorher im Besucherzentrum schräg gegenüber Tickets erwerben. Die kosteten für einen Erwachsenen in diesem Jahr 100 NOK. Teilt Preise in Norwegen immer durch 10 und ihr habt den ungefähren Euro-Betrag.
Die Stabkirche in Borgund ist eine der berühmtesten in Norwegen. Zum einen ist sie recht stattlich und neben der in Heddal die mit den meisten Bauteilen im Originalzustand. Restauriert wurden im Übrigen alle der noch vorhandenen, originalen 28 Stabkirchen in Norwegen, denn lange Zeit ließ man sie verfallen.
Der Besucherandrang ist aufgrund der genannten Faktoren recht hoch. Unvermeidbar sind die Touristenbusse. Die könnt ihr vermeiden, indem ihr früh oder kurz vor "Feierabend" anreist. Wir waren mitten am Tag da, hatten aber Glück.
Husum
Nach dem Besuch der Stavkirke fuhren wir auf der 630 weiter in der Hoffnung, dass sich der die Straße begleitende Fluss Lærdalselva 'mal an einer Stelle tosend zeigt, die zugänglich ist. Das war leider nur eingeschränkt der Fall.
Dabei kamen wir an dem altehrwürdigen Husum Hotel vorbei. Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert ist liebevoll restauriert worden und ein Doppelzimmer bekommt ihr schon für 222 € pro Nacht.
Ganz in der Nähe führt übrigens der Kongevegen entlang. Der Kongevegen wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut und war die erste richtige Straße, die West- mit Ostnorwegen verband. Der etwa 100 Kilometer lange Weg führt über das bis 1250 Meter hohe Filefjell. Mit dem Auto befahren werden, kann der Kongevegen nicht, sondern er ist etwas für Mountain Biker oder Wanderer. Ich bin von der Straße ein Stück hochgelaufen, merkte aber bald an Beinen und Lunge, dass dieser Weg für mich nichts ist. Also ging es alsbald zurück zum WoMo, denn es warteten Kaffee und Kuchen.
Lærdalsøyri
Ein Stück weiter stößt die 630 wieder auf die E16, die dann später zur 5 wird. Diese Straße führte uns zu unserem Übernachtungsort Lærdalsøyri, wo wir im Lærdal Holiday und Leisure Park einen Stellplatz für die Nacht bezogen. Der Campingplatz füllte sich im Laufe des Abends merklich, denn wir waren jetzt im "Land der Fjorde". Bezahlt haben wir für die eine Nacht so um die 35 € und damit war das Preis-/Leistungsverhältnis in Ordnung.
Das kleine Lærdalsøyri mit nur wenig mehr als 1000 Einwohnern liegt am Sognefjord. Die Hauptattraktion ist die Altstadt Gamle Lærdalsøyri, die mit alten und ansehnlichen Holzhäusern daherkommt. Wir statteten ihr nur einen kurzen Besuch ab, da eine umfangreiche Begehung drei Jahre zuvor stattfand.
Damit ihr einen Eindruck von Gamle Lærdalsøyri gewinnt, findet Ihr unten auch ein paar Fotos aus dem Jahre 2019. Nach dem Abendessen am Camper unternahm ich noch einen längeren Spaziergang am Fjord entlang, denn es schien noch die Sonne. Später gab es noch einen Drink, bevor es ins Stroh ging.
Am nächsten Morgen war die Fahrt zur Tankstelle unerlässlich, denn das WoMo lechzte nach Diesel und AdBlue. Wir hatten keine Wahl und mussten bei Esso 2,75 € für den Liter Diesel hinlegen. Entsprechend zurückhaltend waren wir und gönnten unserem Zossen nur ca. 20 Liter.
Tipp:
Während unserer Reise war der Diesel für Preise zwischen 2,29 und 2,80 € pro Liter zu haben. Erstaunlich ist, dass die Preise innerhalb eines Ortes oft um bis zu 35 Cent pro Liter variieren. Lauft also nicht die erstbeste Tankstelle an, sondern schaut euch um. Unsere Strategie war, immer dann zu tanken, wenn der Tank weniger als halbvoll war und der Preis am unteren Ende der Skala rangierte.
Übrigens:
In der Nähe von Lærdal(søyri) befindet sich der längste Straßentunnel der Welt. Er hat eine Gesamtlänge von exakt 24,51 Kilometern und wurde im Jahr 2000 eröffnet. Er verkürzt die Fahrt von Lærdal nach Aurlandsvangen erheblich. Wir sind noch nicht durch den Tunnel gefahren, weil wir 2019 die alte Verbindung zwischen diesen beiden Orten, die sogenannte Schneestraße (offiziell: Bjørgavegen), genutzt haben. Eine Hochebene hat halt wesentlich mehr zu bieten als eine beleuchtete Tunnelröhre.
Der Tag in der Zusammenfassung
- Gol nach Hemsedal (310, 52)
- Hemsedal nach Borgund 52, (E16)
- Borgund nach Lærdalsøyri (630, E16, 5)
Insgesamt ca. 113 Kilometer
Soweit der erste Teil der Berichterstattung über unsere Norwegenreise 2022. Weiter geht es, wer hätte es gedacht, im zweiten Teil, den ihr hier direkt aufrufen könnt.